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Frühmenschliche Anpassungen in Megalopolis

Antragstellerin Professorin Dr. Katerina Harvati-Papatheodorou, seit 9/2023
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 463225251
 
In den letzten drei Jahrzehnten haben eine Reihe großer Entdeckungen unser Verständnis für die Evolution des Genus Homo während des Pleistozäns und für die menschliche Besiedlung Europas stark verändert. Zeitpunkt, Ausgangspunkt und Art der ersten Besiedlung sowie das Verhalten/die Anpassungen, welche dies ermöglichten, sind dennoch unklar. Entscheidend für die Beantwortung dieser Fragen sind Funde aus Süd-Ost Europa. Diese Region bildet einen logischen Startpunkt für Untersuchungen von Ausbreitungen nach und aus Europa, da sie auf einer der Wanderrouten liegt, welche Afrika, West-Asien und Europa verbinden. Zudem zählt diese Region zu den drei Hauptrefugien Südeuropas während glazialer Intervalle. Die Paläoanthropologie der Region, besonders während des Pleistozäns, ist größten Teils unerforscht. Das Megalopolis-Becken (zentrale Peloponnese, Süd-Griechenland) eröffnet die einmalige Gelegenheit, um menschliche Aktivität in dieser Region in einem gesicherten Kontext zu untersuchen. In dem Becken befand sich im Pleistozän ein Paläosee, dessen stratigraphische Sequenz abwechselnd aus lakustrinen Ablagerungen und Braunkohleschichten besteht. Die fossilienhaltige Sequenz des Paläosees ist heute durch große Tagebauten freigelegt und datiert zwischen ca. 900-150 ka BP. Diese Zeitspanne umfasst das komplette Mittelpleistozän sowie entscheidende biokulturelle Veränderungen in der menschlichen Evolution. Die bisherige Arbeit des PIs im Megalopolis-Becken konnte 5 unbekannte archäologische Stellen identifizieren. Diese weisen Steinartefakte und tierische Fossilien aus gesichertem Kontext (gute Erhaltung, datierbar) auf und spiegeln die lange Stratigraphie des Beckens: Choremi 3 (datiert auf ca. 260 ka); Marathousa 1 (auf ca. 500-400 ka datierte Elefantenschlachtstelle); Marathousa 2 (ähnliche Marathousa 1); Kyparissia 4 (vorläufig stratigraphisch auf 700-600 ka datiert); und Tripotamos 4 (vorläufig auf 300-200 ka datiert). Das hier vorgestellte Projekt umfasst die diachrone Auswertung der an den 5 Stellen gefunden Fauna und kultureller Materialien in Hinsicht auf die Rekonstruktion der menschlichen Anpassungen und des Verhaltens. Im Mittelpunkt der Fauna-Analyse steht die taxonomische Identifikation, Beschreibung und vergleichende Analyse mehrerer Teilskelette und einzelner Knochen, sowie die taphonomische Analyse mit Schwerpunkt auf anthropogene Oberflächenmodifikationen. Die kulturelle Analyse umfasst alle Artefakte aus Stein, Knochen und ggf. Holz. Dabei steht die Beschreibung und Analyse der Artefakte mit Hilfe einer Kombination aus dem châine operatoire Ansatz und verhaltensorientierter Ansätze im Mittelpunkt. Darüber hinaus werden eine Gebrauchsspurenanalyse und Rückstandsanalyse angestrebt. Unsere Ergebnisse werden Aufschluss geben über menschliche Anpassungen an diesen entscheidenden, bislang unerforschten, zeitlichen und geographischen Kontext vor dem Hintergrund sich verändernder Umweltbedingungen im Laufe des mittelpleistozänen glazialen Zyklus.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Vangelis Tourloukis, Ph.D., bis 8/2023
 
 

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