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Afflicted Minds – ‘Madness’, morality, and emotions in rural Bali
Antragsteller
Professor Dr. Thomas Stodulka
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460656552
Indonesien ist die viertbevölkerungsreichste Nation der Welt. Soziale Ungleichheit, sowie kulturelle und religiöse Vielfalt prägen Krankheitserfahrungen und psychiatrische Versorgung. Die meisten psychiatrischen Einrichtungen befinden sich in den Ballungszentren Javas. Familien und Angehörige übernehmen oftmals Kosten, die bei der Einweisung und Behandlung einer Person mit einer diagnostizierten psychischen Krankheit anfallen. Diese strukturellen Entwicklungen betrafen 2013 rund 400.000 Menschen, die an diagnostizierten schweren psychischen Erkrankungen litten und zusätzlich zur staatlichen Gesundheitsversorgung (BPJS) auf die Unterstützung ihrer Familien angewiesen waren. Das psychiatrische Versorgungsprofil Balis bestätigt diese Dynamik. Abgesehen von den strukturellen Herausforderungen prägen soziale und kulturelle Formen der Wahrnehmung von psychischer Gesundheit und Krankheit individuelle und kollektive Leidenserfahrungen. Familienmitglieder und Angehörige, biomedizinische Praktiker*innen und "traditionelle Heiler" verhandeln politische, soziale und persönliche Krankheitsdimensionen, ohne die Erfahrung psychischer Krankheit von lokalen Deutungsmustern und spirituellen Kräften zu trennen. Forscher*innen und Praktiker*innen im Kontext psychischer Gesundheit scheinen überzeugt, dass diese Verhandlung die Krankheitserfahrung und den Krankheitsverlauf von Menschen, die an einer psychiatrischen Störung leiden, positiv beeinflusst. Mit der jüngsten Ausdehung biomedizinischer Diagnose- und Behandlungsmodelle geraten die gegenseitigen Wechselwirkungen komplementärer Therapie- und Heilungssysteme zunehmend in Diskussion. Die daraus resultierenden Spannungen sind keine Besonderheit Indonesiens oder Balis und wurden bereits in anderen Kontexten beschrieben. Und doch gibt es nur wenig ethnographische Forschung, die sich mit der Frage befasst, wie die Erfahrung (und nicht nur die Diagnostik) psychiatrischer Erkrankungen in der Verbindung von lokalen und globalen Wissensparametern beeinflusst wird. Die Fokussierung Balis verspricht neben der Integration dringend benötigter Forschung im Globalen Süden wertvolle Beiträge zu den Debatten über psychische Krankheitserfahrungen, insbesondere bei diagnostizierter Schizophrenie. Bali hat sich als Drehscheibe für internationale Zusammenarbeit im Bereich psychischer Gesundheit und Krankheit etabliert. Das Projekt arbeitet deshalb eng mit professionellen Netzwerken, lokalen und internationalen Institutionen zusammen - Kontakte die während explorativer Feldforschungen etabliert wurden. Weiterhin untersucht das Projekt die mit schweren psychiatrischen Störungen verbundenen Krankheitserfahrungen als moralische, kognitive und emotionale Prozesse. Diese analytische Verbindung ist bisher kaum fokussiert worden und verspricht eine detaillierte und ethnographisch verankerte Beschreibung wie global zirkulierendes Wissen lokale Krankheitsverläufe beeinflusst.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Indonesien, USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Byron Good, Ph.D.; Professorin Elan Lazuardi, Ph.D.; Privatdozent Cokorda Baus Jaya Lesmana, Ph.D.