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Bischöfliche Herrschaft im Vergleich. Verwaltungspraktiken und Verwaltungskulturen in Erz- und Hochstiften des spätmittelalterlichen Reichs, ca. 1440-1520
Antragsteller
Professor Dr. Andreas Bihrer
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 460447396
Reichsbischöfe standen an der Spitze von zwei Verwaltungen, jener für den weltlichen Herrschaftsbereich (Hochstift) und jener für den geistlichen Herrschaftsbereich (Diözese). Dieser bekannte Sachverhalt ist jedoch in seinen Auswirkungen auf die geistliche Herrschaft und Verwaltung nicht erforscht und lässt sich auch nicht durch eine einfache Übertragung der für weltliche Fürstentümer ermittelten Befunde auf die Hoch- und Erzstifte erklären. Aufgrund der großen Bedeutung der Reichsbischöfe und ihrer Herrschaft im Verfassungsgefüge und im politisch-sozialen Kontext des spätmittelalterlichen Reichs ist dieses Forschungsdefizit besonders gravierend.Hier setzt das beantragte Projekt an. Erstmals werden in komparatistischer Perspektive die weltliche Verwaltung verschiedener geistlicher Fürstentümer des römisch-deutschen Reichs zwischen ca. 1440 und 1520 untersucht und dabei zwei Hypothesen – Hochstiftsverwaltungen als Schnittfelder und Schrittmacher – ins Zentrum der Analyse gestellt. Das einen möglichst breit angelegten Vergleich anstrebende, die Möglichkeiten der Digital Humanities intensiv nutzende Gesamtprojekt wird gegenüber der älteren Forschung, die Hochstiftsverwaltungen allenfalls am Rand behandelt hat, neue Perspektiven entwickeln und zu einer Neubewertung der Herrschaft in geistlichen Fürstentümern führen. Durch den Einbezug von umfangreichem Quellenmaterial wird für die prosopographische Erfassung des Verwaltungspersonals Grundlagenforschung geleistet und eine neue Sicht auf die vormodernen Führungsgruppen und Funktionseliten ermöglicht, deren Geschichte bislang fast ausschließlich für den weltlichen Bereich geschrieben wurde. Der Vergleich mehrerer Hochstifte über mehr als ein Jahrhundert hinweg wird wiederum überregionale Ähnlichkeiten, aber auch die Heterogenität der Verhältnisse und den historischen Wandel sichtbar machen. Damit sind profunde Aussagen zu zentralen Entwicklungslinien und Weichenstellungen in einer wichtigen europäischen Transformationsphase realisierbar. Zugleich wird für weitere Forschungen so die Voraussetzung für einen Vergleich von,Verwaltungspraktiken‘ und ,Verwaltungskulturen‘ im europäischen Kontext geschaffen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweiz
Kooperationspartner
Professor Dr. Christian Hesse