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Mechanismen lebensgeschichtlicher Kompromisse und deren Folgen auf den Lebensrhythmus von Bonobos (Pan paniscus)

Antragstellerin Dr. Verena Behringer
Fachliche Zuordnung Evolution, Anthropologie
Biochemie und Physiologie der Tiere
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458726363
 
Gemäß der „Pace-of-Life Syndrom“ (POLS) Hypothese bilden „life history“ (LH), Verhalten und physiologischen Merkmale einen integrierten Phänotyp. Von diesem individuellen Phänotyp wird angenommen, dass er in einem Schnell-Langsam-Kontinuum variiert, der von Umwelt- und Geschlechtsunterschieden beeinflusst wird. Eine geringe Ressourcen-Verfügbarkeit und eine erhöhte Mortalitätsexposition sind Faktoren, die maßgeblich die Pace-of-Life (POL) beschleunigen. Diese Faktoren unterscheiden sich maßgeblich zwischen frei- und zoolebenden Populationen. Geschlechtsunterschiede in Reproduktionsstrategien bestimmen zudem die POL. Daher kann das Ignorieren geschlechtsspezifischer Unterschiede den Nachweis und damit die Schlussfolgerung über die Variabilität von dem POLS einschränken. Bisher wurden POLS Hypothesen vor allem an Tierarten mit einer schnellen LH untersucht und der Einfluss der Umwelt und des Geschlechts wurden selten berücksichtigt.Das Ziel des Projekts ist es, individuelle POLS-Phänotypen in einem langlebigen Säugetier zu identifizieren und Hypothesen über die Plastizität der Merkmale in Abhängigkeit vom Geschlecht und den Umweltbedingungen zu testen. Die Studie beinhaltet einen einzigartigen Langzeitdatensatz von frei- und zoolebenden Bonobos (Pan paniscus), welcher somatisches Wachstum sowie Urin- und Haarproben umfasst. In dem Probenmaterial werden physiologische Marker quantifiziert, die für die Definition individueller POLS-Phänotypen sowie der Erfassung des Einflusses von Umweltgegebenheiten verwendet werden.Die ist eine der ersten empirischen Studien, in der einzelne POLS-Phänotypen und ihre Plastizität in Bezug auf geschlechtsspezifische und umweltbedingte Faktoren in einem langlebigen Säugetier quantifiziert werden. Mit dem Vergleich von wilden und zoolebenden Bonobos werde ich testen, ob systematische Umweltunterschiede auf der individuellen Ebene, entlang eines Schnell-Langsam-Kontinuum, zu POL-Muster beitragen. Darüber hinaus werde ich das Geschlecht betreffende POLS Hypothesen testen und untersuchen, ob geschlechtsspezifische Muster bei dem POLS unterschiedlich von dem Selektionsdruck betroffen sind. Die Ergebnisse dieser Studie sind entscheidend für das Verständnis von Restriktionen bei der Ausprägung und Plastizität individueller LH-Merkmale. Die Erkenntnisse der Studie bei einer eng mit dem Menschen verwandten Art, erlauben Theorien über die Evolution von POLS bei langlebigen Arten sowie Hypothesen über die Veränderungen der LH während der Evolution des modernen Menschen aufzustellen. Zu verstehen, welche evolutionären Zwänge die physiologischen Mechanismen bedingen, wird sowohl unser Verständnis von Gesundheit und Krankheit beeinflussen, als auch Einblicke gewähren, welche Herausforderungen sich langlebige Primaten durch Klimawandel und Lebensraumverlust stellen müssen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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