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Realisiert oder noch auf dem Papier? Fair Value Accounting und der Realisationseffekt
Antragsteller
Jan Müller-Dethard
Fachliche Zuordnung
Accounting und Finance
Förderung
Förderung von 2021 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 458150472
Dieser Forschungsantrag hat zum Ziel dazu beizutragen, welche Faktoren das Risikoverhalten von Investoren beeinflussen. In der Literatur gibt es breiten Konsens darüber, dass vergangene Gewinne und Verluste das zukünftige Risikoverhalten beeinflussen. In diesem Kontext haben zahlreiche Studien untersucht, wie vorherige Gewinne/Verluste das Investitionsverhalten beeinflussen. Jedoch ist die bestehende Evidenz bezüglich der Richtung des Einflusses – ob vorherige Gewinne/Verluste zu mehr oder weniger Risiko führen – scheinbar nicht eindeutig und zeigt selbst nach jahrelanger Forschung Inkonsistenzen auf. Wohingegen einige Studien finden, dass Investoren mehr Risiko nach Verlusten eingehen, finden wiederum andere Studien eine geringer Bereitschaft Risiko nach einem Verlust einzugehen. Ähnliche, scheinbar inkonsistente Ergebnisse wurden für Gewinne gefunden.Seit Kurzem hat eine sehr interessante Entwicklung in diesem Forschungsfeld große Aufmerksamkeit erlangt, nämlich die Unterscheidung zwischen realisierten und nicht realisierten Gewinnen/Verlusten (Imas, 2016). Imas (2016) zeigt, dass diese Unterscheidung die scheinbar inkonsistenten Ergebnisse in der Literatur zum Risikoverhalten von Individuen erklären kann. Merkle, Müller-Dethard und Weber (2020) erweitern das dahinterstehende Modell.Ein Bereich, der sich besonders mit der Unterscheidung zwischen realisierten und nicht realisierten Gewinnen/Verlusten befasst ist Accounting (Realisationsprinzip). In diesem Forschungsantrag möchte ich kürzlich erlangte Erkenntnisse in Behavioral Economics im Bereich Accounting anwenden. Insbesondere möchte ich testen, ob der Realisationseffekt (mehr Risiko wird nach Papierverlusten eingegangen als nach realisierten Verlusten) sich auf unterschiedliche Accounting Standards anwenden lässt. Dabei argumentiere ich, dass die Art und Weise, wie Veränderungen im Wert eines Vermögensgegenstandes gemessen und ausgewiesen werden unter Fair Value Accounting im Vergleich zu Historical Cost Accounting einen direkten Einfluss darauf hat, wie Investitionsepisoden definiert werden, wie risikoreiche Optionen bewertet werden und letztlich wie viel Risiko eingegangen wird.In einem Experiment möchte ich untersuchen, wie sich die Dynamik des Risikoverhaltens von Managern in Abhängigkeit davon wie Verluste gemessen und in der Bilanz ausgewiesen werden verändert. Fair Value Accounting weist Vermögensgegenstände zu dem aktuellen Marktpreis aus (ähnlich wie bei einem realisierten Verlust im Fall einer Wertverringerung). Historical Cost Accounting weist Vermögensgegenstände zum ursprüngliche Kaufwert aus (konsistent mit der Idee das Gewinne/Verluste tatsächlich noch nicht realisiert sind). Analog zu den Vorhersagen des Realisationseffektes erwarte ich, dass weniger Risiko nach einem nicht realisierten Verlust eingegangen wird, der unter Fair Value ausgewiesen wird, als nach einem gleichen nicht realisierten Verlust, der nach Historical Cost ausgewiesen wird.
DFG-Verfahren
WBP Stipendium
Internationaler Bezug
USA
Beteiligte Institution
The University of Chicago
Booth School of Business
Booth School of Business
Gastgeber
Professor Dr. Alex Imas