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Verzeichnis der Orientalischen Handschriften in Deutschland (NORD) XXI, 5: Koptische Handschriften Teil 5: Die Handschriften der Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz, Teil 2: Liturgische Handschriften 2, beschrieben von Lothar Störk

Fachliche Zuordnung Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2020 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 456170773
 
Der vorliegende Band des Verzeichnisses der Orientalischen Handschriften in Deutschland beschreibt koptische liturgische Handschriften aus den Beständen der Staatsbibliothek zu Berlin — Preußischer Kulturbesitz. Der Katalog enthält Beschreibungen von 49 Werken, häufig in fragmentarischer Form, die unter 13 Signaturen zusammengefasst wurden. Die Handschriften stammen zumeist aus der Sammlung des Schriftstellers Edmund Theil (1913-2015). Mit diesem Band ist die Katalogisierung der koptischen Handschriften aus der Staatsbibliothek in Berlin nunmehr abgeschlossen. In der Mehrzahl handelt es sich bei den hier beschriebenen Handschriften um bohairisch-arabische Manuskripte, deren Entstehungszeit größtenteils in das 17. - 19. Jahrhundert fällt. Einige Fragmente können in das 15./16. Jahrhundert datiert werden und stellen interessante Zeugnisse für die Verwendung des bohairischen Dialektes des Koptischen dar, der in islamischer Zeit das Sahidische als Liturgiesprache ablöst. Auch liturgische Handschriften können interessante Befunde zum soziokulturellen Hintergrund von Kopisten und Nutzern geben. So zeugen die Handschriften von einer gefestigten, zudem aber auch sehr konservativen Manuskripttradition, die im 17./18. Jahrhundert wenig Innovatives aufweist. Hier ist das Bestreben erkennbar, die koptische Schriftkultur in einer Islamicate world zu bewahren, was sich durch fortwährendes Restaurieren und Kopieren alter Manuskripte äußert. Das ist auch ein Grund, weshalb so viele Fragmente von liturgischen Handschriften auf uns gekommen sind: Bücher für liturgische Zwecke waren einem hohen Verschleiß unterworfen, so dass immer wieder Teile der Manuskripte erneuert wurden. Die auf uns gekommenen Handschriften legen davon beredtes Beispiel ab. Die Tatsache, dass insbesondere Fragmente in europäische Handschriftensammlungen gelangt sind, und darunter auch nach Berlin, hat damit zu tun, dass es den Klöstern untersagt war, Manuskripte aus den Klosterbibliotheken an europäische Sammler zu verkaufen; so wurden bevorzugt „ausgesonderte" Exemplare angeboten. Im kirchlichen Gebrauch trat das Arabische zunehmend neben das Koptische, wie die überwiegend zweisprachigen Texte zeigen. Vieles wurde oral tradiert: Von den Hymnen, die auswendig beherrscht wurden, werden nur die Textanfänge angegeben, während die arabische Übersetzung vollständig ist. Dass das Arabische für manchen tiefgläubigen Kopten auch ungeliebt gewesen sein mochte, zeigt eine Handschrift, bei der alle arabischen Rubren beseitigt wurden. Der Katalog wird von einem Register erschlossen, das Bibelstellen, Incipits sowie Namen und Sachen verzeichnet. Mehrere Abbildungen vermitteln einen Eindruck von der Manuskriptkultur der Kopten ab dem 16. Jahrhundert.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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