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Perfektionismus als transdiagnostischer Prozess: Untersuchung von Perfektionismus als Risikofaktor mehrerer Arten von Psychopathologie
Antragstellerin
Professorin Dr. Barbara Cludius
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 454996189
Perfektionismus wird häufig als transdiagnostischer Prozess bezeichnet. Die Definition eines transdiagnostischen Prozesses beinhaltet, dass dieser über verschiedene Diagnosen hinweg besteht und ein Risiko- und/oder aufrechterhaltender Faktor verschiedener Störungen ist. Um zu untersuchen, ob Perfektionismus tatsächlich als transdiagnostischer Prozess zu sehen ist, sind längsschnittliche Studien erforderlich, die die Entwicklung von Symptomen verschiedener Störungen gleichzeitig untersuchen. Die wenigen bisher existierenden längsschnittlichen Studien haben jedoch meist die Entwicklung von nur einer Art von Psychopathologie betrachtet. Zudem fehlt Evidenz zu dem Aspekt, warum manche Personen mit erhöhtem Perfektionismus eine Art von Psychopathologie entwickeln, während andere Personen mit Perfektionismus andere Symptome entwickeln. In dieser Hinsicht wäre es hilfreich, moderierende Variablen zu untersuchen, die den Pfad von Perfektionismus zu einer bestimmten Art von Psychopathologie bestimmen könnten. Insofern plant das hiermit beantragte Projekt zwei Studien, die Perfektionismus als Risikofaktor zweier Arten von Psychopathologie untersuchen sollen. Die betrachteten Arten von Psychopathologie sind Symptome von Ess- und Zwangsstörungen.Studie 1 ist als längsschnittliche Untersuchung mit einem Follow-up-Zeitraum von 12 Monaten und drei Messzeitpunkten geplant. Perfektionismus soll als Prädiktor von Essstörungs- und Zwangsstörungssymptomatik untersucht werden. Gleichzeitig soll der Einfluss von zwei möglichen moderierenden Variablen, nämlich Unzufriedenheit mit dem Körper und erhöhtes Verantwortungsgefühl, auf die Entwicklung der jeweiligen Psychopathologie getestet werden. Studie 2 und 3 sind als experimentelle Studien geplant. Hier soll zunächst Perfektionismus erfasst werden. Im Anschluss werden die Moderatoren Unzufriedenheit mit dem Körper (Studie 2) und erhöhtes Verantwortungsgefühl (Studie 3) induziert. Es soll getestet werden, welchen Einfluss die Moderatoren auf die Entstehung darauffolgender Symptome von Ess- und Zwangsstörungen in Interaktion mit Perfektionismus haben. Dazu wird untersucht, ob sich die entsprechenden Symptome innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums von 24 Stunden nach der Induktion entwickeln. Die Ergebnisse werden mit denen jeweils einer Kontrollgruppe verglichen, die keine Induktion erhält. Erkenntnisse aus dem geplanten Projekt können bisherige Schlussfolgerungen zu der Frage erweitern, ob Perfektionismus tatsächlich verschiedene Symptome vorhersagt und somit als transdiagnostischer Risikofaktor gesehen werden kann. Ein erweitertes Wissen zu diesem Aspekt könnte dabei helfen, die Rolle von Perfektionismus als therapeutisches Ziel in der Behandlung verschiedener Störungen besser zu verstehen. Erkenntnisse über den Einfluss von Moderatoren des Zusammenhangs zwischen Perfektionismus und Psychopathologie sind relevant für die Prävention und Behandlung bestimmter Symptome bei Personen mit erhöhtem Perfektionismus.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Australien, Großbritannien
Mitverantwortlich
Professor Thomas Ehring, Ph.D.
Kooperationspartnerinnen
Dr. Sarah Egan; Professorin Dr. Roz Shafran