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Markt als Krise: Internationalisierung des Freien Theaters in Deutschland – Förderökonomie, Kooperationsräume, Ästhetiken
Antragsteller
Professor Dr. Axel Haunschild; Professor Dr. Jens Roselt
Fachliche Zuordnung
Theater- und Medienwissenschaften
Accounting und Finance
Accounting und Finance
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 387849349
Die freie Theaterszene ist durch eine zunehmende Internationalisierung geprägt, die sich z.B. in länderübergreifenden Kooperationen, internationalen Festivals, im Gastspielbetrieb oder in Artist-in-Residence-Programmen widerspiegelt und Eingang in die Bewertungskriterien der Förderinstitutionen gefunden hat. Anknüpfend an die erste Teilprojektphase, die den Zusammenhang zwischen Förderstrukturen, Arbeitsbedingungen und künstlerischer Ästhetik untersucht und auf Transformationsdynamiken und Krisendiskurse in der freien Theaterszene bezieht, liegt der Fokus in der zweiten Förderperiode auf Pfaden und Auswirkungen der Internationalisierung des Freien Theaters in Deutschland. Die eingenommene Analyseperspektive ist hierbei, das Internationale – und damit die Gleichzeitigkeit und Vielfalt von kulturellen, organisationalen, institutionellen und theaterästhetischen Praktiken und Traditionen – im Lokalen zu betrachten. Das Teilprojekt kombiniert eine sozialwissenschaftliche und eine theaterwissenschaftliche Perspektive, um die Wechselbeziehungen zwischen Förderbedingungen, Arbeits- und Kooperationsformen sowie künstlerischen Formaten und Ästhetiken im Kontext der Internationalisierung zu analysieren. Internationalisierung wird hierbei einerseits empirisch als Dynamisierungsprozess verstanden, der die Marktbedingungen, Arbeitsweisen und Ästhetiken freier Theatergruppen verändert, und andererseits als ein selbst der Legitimierung bedürfendes, diskursiv hergestelltes Phänomen konzeptualisiert. Diese vielschichtigen Zusammenhänge untersucht das Teilprojekt auf der Basis qualitativer Interviews, teilnehmender Beobachtungen und theaterwissenschaftlicher Aufführungsanalysen in Berlin und Niedersachsen. Einen Fokus der Analyse bilden unter Bezugnahme auf den sogenannten Spatial Turn in der Organisationsforschung die grundlegenden Veränderungen, die tradierte Kooperations- und Aufführungsräume durch die Internationalisierung (und auch die jüngst durch die Corona-Pandemie noch einmal verstärkte Digitalisierung) erfahren. Da (internationalisierte) Arbeitsweisen und Produktionsformen des Freien Theaters zunehmend auch von Stadt- und Staatstheatern aufgegriffen und adaptiert werden und zudem eine Zunahme an Koproduktionen zwischen freien Theater-Gruppen und Stadt- und Staatstheatern zu beobachten ist, leistet das Teilprojekt einen direkten Beitrag zum Verständnis gegenwärtiger institutioneller Transformationsdynamiken in den darstellenden Künsten insgesamt.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen