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Wissenschaft als Konfliktfeld: eine multimethodische empirische Studie über Ungleichheit und ihre epistemischen Effekte in der Waldforschung

Antragstellerin Dr. Susanne Koch
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Soziologische Theorie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 452021647
 
Ungleichheit in der Wissenschaft ist ein zentrales Thema gegenwärtiger Wissenschaftsforschung, Humangeographie, feministischer und postkolonialer Theorie wie kritischer Philosophie. Trotz der thematischen Schnittstelle nehmen diese Forschungsstränge jedoch selten aufeinander Bezug. In unserem ‚In-Forest‘ Projekt verknüpfen wir bislang disparate Perspektiven, um die Persistenz von Ungleichheiten im akademischen Feld besser zu verstehen, was eine entscheidende Voraussetzung für deren Überwindung ist. Als interdisziplinäres afrikanisch-europäisches Forschungsteam möchten wir am Beispiel der Waldforschung zeigen, wie Ungleichheiten in der Wissenschaft durch wissenschaftliche Praxis reproduziert werden und sich auf epistemischer Ebene auswirken. Dafür wollen wir geschlechts- und geographiebezogene Ungleichheiten im Bereich der Forstwissenschaft erfassen; begreifen, wie sich diese überschneiden und durch wissenschaftlichen Habitus verstärkt werden; und aufzeigen, wie sie Wissensproduktion und -publikation in der Waldforschung prägen. Hierfür nutzen wir die praxeologische Theorie Bourdieus. Sie wurde in Wissenschaftsstudien bisher kaum aufgegriffen, obwohl sich mit ihr die Kluft zwischen struktur- und akteurszentrierten Ansätzen überbrücken lässt. Ihr Potenzial dafür zu demonstrieren ist ein konzeptuelles Querschnittsziel des Projekts. Die Waldforschung ist von kritischer Relevanz, insofern sie Politik verschiedener Sektoren und Forstpraxis weltweit informiert. Ein wesentlicher Teil des von ihr bereitgestellten und aufgegriffenen Wissens wird jedoch von (überwiegend männlichen) Wissenschaftlern im globalen Norden generiert. Ihre Grundannahmen entsprechen nicht unbedingt Naturverständnissen anderer Gesellschaften. Wir nehmen an, dass oft diagnostizierte Problematiken in Bezug auf Waldpolitik und -management auch aus diesem Ungleichgewicht und der Nichtbeachtung alternativer wissenschaftlicher Sichtweisen resultieren. Um solche Perspektiven zu kontrastieren, triangulieren wir akteursbezogene Bibliometrie, ethnografische Methoden und komparative Inhaltsanalyse. Für letztere vergleichen wir Publikationen in internationalen und lokalen Fachzeitschriften Südafrikas und Tansanias. Beide Länder sind Hotspots für Waldforschung auf dem afrikanischen Kontinent. Viele ihrer Forschenden sind hoch anerkannt, jedoch häufig abhängig von internationaler Kollaboration. Wie sich Lokalität und Geschlecht auf die Position von WissenschaftlerInnen im Forstfeld auswirken, ist eine Kernfrage der Studie. Mit empirischen Erkenntnissen über Ungleichheit aus einem bislang wenig erforschten Feld wird das Projekt einen wesentlichen Beitrag für die Wissenschaftsforschung leisten. Während wir uns auf die Forstwissenschaften konzentrieren und diese addressieren, möchten wir damit gesamtwissenschaftlich Reflexion anregen und Input für aktuelle Diskurse liefern, die Wissensdiversität und Inklusion im Zusammenhang mit nachhaltiger Entwicklung und verantwortungsvoller Forschung thematisieren. Projekthomepage: https://in-forest.research.st/
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Südafrika
ausländischer Mitantragsteller Professor Nelius Boshoff, Ph.D.
 
 

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