Detailseite
Projekt Druckansicht

Home und Housing in städtischen Aufwertungsprozessen: Untersuchung der Makroebene mittels einer Historiographie der Mikroebene in Tel Aviv-Jaffa und Frankfurt am Main

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 451071600
 
Das Forschungsprojekt untersucht die Dialektik von Home und Housing bezogen auf aktuelle soziale Auseinandersetzungen um Stadterneuerung und Gentrifizierung in vier Nachbarschaften in Tel Aviv-Jaffa (Givat Amal B und Salame) und Frankfurt am Main (Gallus und Westend). Übergeordnetes Ziel ist es, einen theoretischen, methodologischen und politikorientierten Ansatz fortzuentwickeln, der ein neues Verständnis der dialektischen Beziehungen zwischen dem gelebten Raum des Zuhauses (Home) einerseits sowie dem Wohnraum als Ware (Housing) andererseits ermöglicht. Zur Anwendung kommt dabei eine neue Methodik, die ausgewählte Adressen innerhalb der Nachbarschaften in den Fokus rückt. Die Geschichte jeder dieser Adressen wird rekonstruiert auf Basis von Archivrecherchen sowie einer Analyse der Subjektivitäten gegenwärtiger und ehemaliger Bewohner/innen sowie weiterer relevanter Akteure, wie etwa Eigentümer/innen, Stadtplaner/innen, lokale Politiker/innen und wohnungspolitische Aktivist/innen. Während eine konkrete Adresse einerseits das Zuhause für frühere und/oder gegenwärtige Bewohner/innen repräsentiert, war und ist sie zugleich ein Objekt, das auf Wohnungsmärkten gehandelt und von Stadtentwicklungspolitiken und sozialen Auseinandersetzungen geformt wird. Mit dem Forschungsprojekt bringen wir zwei in der wissenschaftlichen Literatur verhandelte, aber oft nicht miteinander in Beziehung gesetzte Theoriestränge in einen Dialog: zum einen denjenigen, der sich mit den strukturellen Aspekten des Wohnungswesens befasst und sich auf politische, finanzielle, wirtschaftliche und rechtliche Systeme sowie auf Ethnizität, Rassismus und Nation Building konzentriert (die Makroebene); sowie zum anderen eine Perspektive, die sich mit den persönlichen, emotionalen und sozialen Aspekten des Wohnens als Zuhause auseinandersetzt und sich auf (Nicht-)Zugehörigkeit, Erinnerungen, Identität, Ortsgebundenheit und Ängste konzentriert (die Mikroebene). In den von uns ausgewählten Nachbarschaften sind die wirtschaftlichen, rechtlichen und ethno-nationalen Aspekte des Wohnens in jeweils unterschiedlichem Ausmaß von Relevanz. Untersucht wird diese Makroebene durch eine Analyse der Mikrodimensionen des Wohnens, was einen grundlegend neuen und innovativen Blick auf Formen der Verdrängung in städtischen Aufwertungsprozessen ermöglicht. Aufgrund des vielschichtigen Ansatzes kommen verschiedene Methoden zur Anwendung, welche insbesondere Archivarbeit, qualitative Interviews und Gruppendiskussionen umfassen. Da die spezifischen Adressen als "Kontaktzonen" unterschiedlicher Subjektivitäten von früheren und gegenwärtigen Bewohner/innen, Planer/innen, politischen Entscheidungsträger/innen, Eigentümer/innen und Projektentwickler/innen konzeptualisiert werden, können mittels dieser Methodik die Historiographien der jeweiligen Adressen rekonstruiert und die komplexen und machtbeladenen Beziehungen, die der Dialektik von Home und Housing innewohnen, sichtbar gemacht werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Israel
ausländ. Mitantragstellerin Professorin Dr. Tovi Fenster
Mitverantwortlich Professor Dr. Bernd Belina
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung