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Die Maximalausdehnung des weichselizeitlichen Skandinavischen Inlandeises an seiner südwestlichen Peripherie – ein mehrphasiger Akt?
Antragsteller
Professor Dr. Heiko Hüneke, seit 4/2024
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Physische Geographie
Physische Geographie
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 448438003
Altersdatierungen aus dem Bereich der maximalen weichselzeitlichen Gletscherausdehnung des Skandinavischen Inlandeises in Deutschland, stellen die traditionelle Sichtweise von Eisvorstößen, ihren assoziierten Eisrandlagen und deren Zeitlichkeit in Frage. Dies gilt insbesondere im Zusammenhang mit dem vor kurzen nachgewiesenen Gletschervorstoß in den Berliner Raum vor ca. 34 000 Jahren. Dieser Vorstoß widerlegt den jahrzehntelang geltenden wissenschaftlichen Konsens über die zeitliche Stellung des lokalen Letzten Glazialen Maximums (LGM) des Skandinavischen Inlandeises in Deutschland, welche mit 24-20 ka angegeben wurde. Die räumlich und quantitativ begrenzt vorliegenden Datierungen lassen allerdings keine umfassenden Schlussfolgerungen zu. Somit liegt momentan die zeitliche Einordnung für das lokale LGM im Bereich von 34-20 ka. Wesentliche Fragestellungen verbleiben in diesem Kontext ungeklärt: 1. Erfolgte die größte Ausdehnung des Skandinavischen Inlandeises während des Weichselglazials im südwestlichsten Ostseeraum synchron oder zeitlich signifikant getrennt in mindestens zwei Phasen? 2. Wurde die gesamte maximale weichselzeitliche Eisrandlage des SIS in Deutschland bereits zum Ende des MIS 3 gebildet? 3. Können die bekannten Eisvorstöße aus Dänemark und Schweden aus dem MIS 3 (Ristinge und Klintholm Vorstoß) auf deutschem Gebiet nachgewiesen werden und besteht eine mögliche genetische Verbindung zwischen z.B. dem Klintholm Vorstoß (um 32 ka) und dem in Brandenburg nachgewiesenem prä-LGM Vorstoß (um 34 ka)? 4. Warum gibt es bislang keine belastbaren Hinweise aus Untersuchungen entlang der deutschen Ostseeküste auf einen Eisvorstoß, der den deutschen Raum zum Ende des MIS 3 erreichte, wenn dieser doch nachweislich in den Raum Berlin vordrang? Das vorliegende Projekt wird mit Hilfe von gezielten Untersuchungen an der Beantwortung dieser und weiterer wichtiger Fragestellungen arbeiten:(a) Detaillierte Faziesanalysen und geomorphologische Untersuchungen mit Hilfe von digitalen Geländemodellen an ausgewählter Schlüsselprofile weichselzeitlicher Eisrandlagen im nördlichen Deutschland mit Schwerpunkt auf Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein.(b) Aufstellung einer robusten unabhängigen Chronologie basierend auf Lumineszenz-Datierungen. (c) Kritische Bewertung der Ergebnisse und Vergleich mit anderer Archiven des südwestlichen Ostseegebietes. (d) Rekonstruktion der Eisdynamik im Umfeld des Letzten Glazialen Maximums auf lokaler und überregionaler Ebene. Mit der angestrebten Beantwortung der noch offenen Fragen, gehen wir einen entscheidenden Schritt in Richtung einer fundierten Rekonstruktion der weichselzeitlichen Dynamik einer der größten Inlandeismassen der nördlichen Hemisphäre. Hierdurch können paläogeographische Karten präzisiert und somit deren Aussagefähigkeit in Bezug auf die Wechselwirkung zwischen Klimaveränderungen und Eisbewegungen erheblich verbessert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich, Polen
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professor Dr. Christopher Lüthgens; Professorin Dr. Malgorzata Pisarska-Jamrozy
Ehemaliger Antragsteller
Dr. Michael Kenzler, bis 3/2024