Detailseite
Projekt Druckansicht

Quartäre Mikroevolution endemischer mediterraner Inselreptilien relativ zu Umweltwandel und anthropogenen Einflüssen

Fachliche Zuordnung Paläontologie
Förderung Förderung seit 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 447232786
 
Ozeanische Inseln stehen seit langem im Interesse der Evolutionsbiologie, da sie natürliche Laboratorien darstellen, in welchen evolutionäre Prozesse in einem räumlich begrenzten Gebiet im Detail untersucht werden können. Insbesondere Reptilien werden in diesem Kontext häufig als Modellsysteme verwendet, allerdings gibt es ein großes Missverhältnis zwischen Studien an rezenten und fossilen Insel-Reptilien und ihren Gemeinschaften bzw. existieren für letztere nur sehr wenige Untersuchungen. Dies ist bedauerlich, weil fossile Insel-Reptiliengemeinschaften exzellente Systeme für die Studie von evolutionärem Wandel durch die Zeit unter wechselnden Umweltbedingungen darstellen und auch Einblicke in die temporalen Muster von öko-evolutionären Interaktionen ermöglichen. Im vorliegenden Projekt sollen die evolutionären Dynamiken der Herpetofauna der Balearen, speziell die endemische Ibiza-Mauereidechse Podarcis pitysusensis unter Berücksichtigung des spät-quartären (>30 000 Jahre – rezent) Fossilnachweises aus der Höhle Es Pouàs sowie rezenter Populationen untersucht werden, um auf diese Weise Fragen zu morphologischem und ökologischem Wandel in Bezug auf den Übergang von Glazial zu Interglazial, holozäne menschliche Besiedlung und damit zusammenhängende biotische Veränderungen auf Ibiza zu beantworten: a) Mittels Isotopen und morphologischen Studien an der Bezahnung fossiler und rezenter Exemplare bzw. Populationen von P. pitysusensis soll gestestet werden, ob die Art als Antwort auf biotischen und abiotischen Wandel über die Zeit hinweg ihre relative Position in der Ibiza-Wirbeltiergemeinschaft veränderte; b) unter Verwendung von Röntgentomographie und 3D-geometrischer Morphometrie soll untersucht werden, ob P. pitysusensis auf Umweltwandel und Veränderungen in der Wirbeltiergemeinschaft durch Änderung der phänotypischen Expression reagierte, z.B. in Bezug auf Fluktuierende Asymmetrie, Körpergröße und –proportionen. Die zu erwartenden Ergebnisse werden großteils zum ersten Mal überhaupt detaillierte Einblicke in die phänotypischen und ökologischen Dynamiken eines Insel-Reptils über einen Zeitraum von mehreren Zehntausend Jahren im Licht unterschiedlicher Umweltbedingungen liefern. Dies ist nicht nur aus einer paläontologischen Sicht interessant, sondern hat auch das Potenzial, wichtige Daten für zukünftige Schutzmaßnahmen der endemischen P. pitysusensis zu liefern. Ein willkommener Nebeneffekt des Projekts wird zudem die Isotopen-basierte Rekonstruktion der Wirbeltiergemeinschaften Ibizas durch die Zeit hinweg sein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Spanien, USA
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung