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Von "Armennahrung" zu "Nutri-Getreide": die Herausbildung einer neuen Hirse-Assemblage in Odisha, Indien
Antragsteller
Professor Dr. Roland Hardenberg
Fachliche Zuordnung
Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 445737126
In den letzten Jahrzehnten haben Disziplinen wie Agrar- Pflanzen- und Lebensmittelwissenschaften sowie verschiedene Naturwissenschaften detailliertes Wissen über Hirsen hervorgebracht, insbesondere über deren gesundheitliche Eigenschaften, Nährstoffzusammensetzung, Wachstumsbedingungen und Umweltqualität. Dieses Wissen hatte immense Auswirkungen auf die Entwicklung neuer Strategien zur Erreichung der Ziele der nachhaltigen Entwicklung. In Indien werden diese strategischen Ziele von einer Vielzahl von staatlichen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen umgesetzt, die sich an verschiedene Gemeinschaften richten. Welche Auswirkungen haben diese Politiken und das Wissen, auf dem sie basieren, auf diejenigen, die Hirsen produzieren, verteilen und konsumieren? Das Projekt greift diese Frage auf und wendet sie auf einen konkreten Fall in Odisha, Indien, an, wo die internationale Lebensmittelpolitik einen immensen Einfluss auf lokale Praktiken, Bewertungen und Wissensformen hat. Die Forschung konzentriert sich auf die Veränderung der Bewertung und Verwendung von Hirsen wie Sorghum, Perlhirse, Fingerhirse, Kodo-Hirse, Kolbenhirse oder kleine Hirse in Odisha. Die Menschen, die diese Pflanzen und ihr Getreide produzieren, verteilen und konsumieren, verwenden in ihrer Sprache eigene Bezeichnungen und Kategorien für diese Hirsen. Diese Kategorien von Nutzpflanzen und ihre Einbettung in das alltägliche Leben werden ein zentraler Gegenstand der Forschung sein. In dieser Studie liegt der Fokus speziell auf Menschen, die drei (nicht immer eindeutig identifizierbaren) sozialen Kategorien angehören und in verschiedenen Teilen von Odisha leben: städtische Eliten, ländliche Bauern und Bergbewohner. Drei Feldstudien sollen zeigen, wie Menschen in diesen drei Settings den ontologischen Status von Hirsen definieren, welches Wissen sie über Hirsen haben, wie sie mit den Pflanzen und ihren Produkten umgehen, welche Technologien sie verwenden, welche Verbindungen zwischen Hirsen und sozialen Identitäten bestehen und auf welche Politik sie reagieren. Die Idee ist, dass Hirsen Teil von Assemblagen sind, d.h. von komplexen Wechselbeziehungen zwischen Pflanzen, Böden, Klima, Menschen, Technologien, Wissensregimen und Bedeutungssystemen.Diese Hirse-Assemblagen werden in Kombination mit Daten und Erkenntnissen aus der Ethno-Archäobotanik ntersucht. Das Projekt vergleicht die Ergebnisse der drei Feldstudien, um mögliche Zusammenhänge und Zusammenhänge zwischen den drei Settings zu verstehen. Die Hypothese ist, dass aufgrund der jüngsten Hirsepolitik eine neue Hirse-Assemblage entsteht, die Menschen über Regionen und soziale Grenzen hinweg verbindet, ohne die grundlegenden Differenzen zwischen zwei "Ernährungsweltbildern" - Ernährungssicherheit und Ernährungssouveränität - zu überwinden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Niederlande
Kooperationspartner
Dr. Peter Berger; Professor Dr. René Cappers