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Determinanten und Konsequenzen von Milizen-Performance - quantitative und qualitative Untersuchungen der Organisation von Gewalt und Sicherheit zwischen Staat und Gesellschaft
Antragsteller
Professor Dr. Alexander De Juan
Fachliche Zuordnung
Politikwissenschaft
Förderung
Förderung von 2020 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 444857661
Weltweit prägen lokale Milizen gewaltsame Konflikte. Prominente Beispiele sind die „Söhne des Irak“, die nach dem Sturz des Baath-Regimes mit dem Ziel entstanden sind, sunnitische Gemeinden gegen Al Qaida zu schützen; oder so genannte „Autodefensas“, die zum Schutz vor Drogenkartellen in Mexiko gegründet wurden. Die tatsächliche und wahrgenommene Performance (hier: Auswirkungen und Leistungen) von Milizen fällt sehr unterschiedlich aus: In manchen Fällen begehen sie weitreichende Menschenrechtsverletzungen, in anderen schützen sie lokale Gemeinden effektiv vor externen Bedrohungen. Milizen wirken sich aber nicht nur auf die physische Sicherheit der Bevölkerung aus. Sie ersetzen oder ergänzen eine Kernfunktion des Staates: die Herstellung von Sicherheit. Entsprechend beeinflusst ihre Performance auch die öffentliche Wahrnehmung des Staates. Das vorgeschlagene Projekt untersucht diese beiden Wirkungen von Milizen: Was erklärt ihre Performance und wie wirkt sich ihre Performance auf die Legitimität des Staates aus?Eine zunehmende Anzahl vergleichender Studien untersucht (1) die Performance und (2) die Entstehung von Milizen. Arbeiten im ersten Forschungsstrang fokussieren auf Milizen-Gewalt gegen die Zivilbevölkerung; sie untersuchen, wie das Miliz-Staat-Verhältnis diese Gewalt beeinflusst. Weniger Beachtung findet die Frage nach effektiver Sicherheitserbringung durch Milizen und wie diese durch das Miliz-Gesellschaft-Verhältnis beeinflusst wird. Der zweite Forschungsstrang betont, dass Staaten Milizen gründen, um ihre eigenen strategischen Interessen zu verfolgen. Wir wissen aber wenig über die Rückwirkungen der Milizen-Performance auf die Legitimität des Staates. Schließlich basiert die Forschung beider Stränge weitestgehend auf objektiven Messwerten für erklärende und abhängige Variablen, die aggregiert auf Länderebene erhoben werden. Dabei können subjektive Wahrnehmungen der betroffenen Bevölkerung stark von objektiven Indikatoren abweichen: z.B. können manche Milizen in der Außenperspektive als Sicherheitsbedrohung wirken, während die lokale Bevölkerung sie eher als Sicherheitsgaranten wahrnimmt – und umgekehrt. Das Projekt widmet sich diesen miteinander verbundenen Forschungslücken. Wir entwickeln und testen Erklärungen dafür, wie objektive Kriterien und subjektive Interpretationen der Beziehungen zwischen Milizen und staatlichen sowie gesellschaftlichen Institutionen sich auswirken auf (1) objektive und subjektive Milizen-Performance und (2) staatliche Legitimität. Die entsprechende empirische Analyse wendet quantitative und qualitative Ansätze in zwei unterschiedlichen Länderkontexten an: Afghanistan und Mexiko. Die Untersuchungen basieren auf umfassenden standardisierten und qualitativen Umfrage- und Interviewdaten. Die Projektumsetzung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit führenden ExpertInnen der Stanford Universität und der Universität Mannheim.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
USA
Kooperationspartnerinnen / Kooperationspartner
Professorin Sabine Carey, Ph.D.; Professor Alberto Diaz-Cayeros, Ph.D.; Professorin Beatriz Magaloni, Ph.D.; Professor Dr. Ulrich Schneckener