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Effekte von körperbezogenem Checking Behavior in Labor und Feld: Vergleichende Untersuchungen bei Bulimia Nervosa, Körperdysmorpher Störung und Krankheitsangststörung
Antragstellerinnen
Professorin Dr. Andrea Hartmann Firnkorn; Professorin Dr. Silja Vocks
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 442374995
Kontrollverhaltensweisen (checking behavior; CB) bezogen auf den eigenen Körper sind Symptom und möglicherweise aufrechterhaltender Faktor unterschiedlicher psychischer Störungen wie Bulimia nervosa (BN), Körperdysmorpher Störung (KDS) und Krankheitsangststörung (KAS). In diversen kognitiv-behavioralen Modellen wird postuliert, dass CB bevorzugt während erhöhter negativer emotionaler Aktivierung auftritt und diese kurzfristig reduziert, wodurch die Verhaltensweise negativ verstärkt wird. Forschungsbefunde zur empirischen Überprüfung dieser Annahmen liegen allerdings bisher kaum vor. Während sich bezüglich der KAS erste Hinweise darauf ergaben, dass CB zu einer unmittelbaren Reduktion negativer Emotionen führt, zeigte sich bei BN und KDS bei den meisten Studien ein Anstieg negativer Emotionen. Es ist zu vermuten, dass zu diesen inkonsistenten Befunden sowohl störungsspezifische Funktionalitäten des CB als auch variierende Untersuchungssettings, Messzeitpunkte und Abhängige Variablen beigetragen haben können. Daher zielt das beantragte Projekt darauf ab, die genannten Störungsbilder unter Berücksichtigung dieser Einflussfaktoren hinsichtlich der emotionalen, kognitiven und physiologischen Konsequenzen von CB systematisch zu vergleichen. Darüber hinaus soll für jede Störungsgruppe eine gesunde Kontrollgruppe eingeschlossen werden, die zur Untersuchung der (störungsspezifischen) pathogenen Bedeutung von CB dient. Zur Maximierung der externen Validität wird hierbei in der Beobachtungsstudie im Feld (Studie 1) natürlich auftretendes CB mittels Ecological Momentary Assessment hinsichtlich seiner Effekte auf Emotionen und Kognitionen vor, während und zu mehreren Zeitpunkten nach dem CB untersucht. Die experimentelle Studie im Labor (Studie 2) hingegen zielt auf eine Maximierung der internen Validität ab und soll Aufschluss über den Verlauf von Emotionen und Kognitionen bei einer nach einer Induktion negativer Stimmung experimentell induzierten und standardisierten CB-Episode geben. Ergänzt wird die Erfassung der auf Selbstbericht basierenden Daten hierbei um die Messung physiologischer Parameter wie Herzrate und deren Variabilität sowie Hautleitfähigkeit. Während die ersten beiden Studien auf die Erforschung der unmittelbaren Effekte einer einzelnen CB-Episode abzielen, fokussiert die experimentelle Studie im Feld (Studie 3) die Konsequenzen auf emotionaler und kognitiver Ebene sowie die jeweilige störungsspezifische und -unspezifische Psychopathologie einer mehrtägigen Steigerung der CB-Frequenz. Das beantragte Projekt erlaubt es somit erstmals sowohl mögliche transdiagnostisch wirksame als auch störungsspezifische Verstärkungsmechanismen von CB zu beleuchten. Hieraus leitet sich auch die klinische Relevanz dieses Themas ab, da ein Verständnis des mit hoher Wahrscheinlichkeit dysfunktionalen CB es ermöglichen würde, systematisch störungsübergreifende und -spezifische Interventionsmodule zum Abbau des CB zu entwickeln.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen