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Multiphasen-Modellierungen von Kühlschmierstoff und dessen Aerosole in der Zerspanungssimulation mit der Finite-Pointset-Methode zur Untersuchung der Wirkungsmechanismen (MultiKSS)
Antragsteller
Dr. Jörg Kuhnert; Professor Dr.-Ing. Martin Sommerfeld; Professor Dr.-Ing. Eckart Uhlmann
Fachliche Zuordnung
Spanende und abtragende Fertigungstechnik
Förderung
Förderung seit 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 439626733
Die Wirkungsmechanismen von Kühlschmierstoff (KSS) und dessen Aerosole in Zerspanungsprozessen sind bisher nicht vollumfänglich verstanden. Es existieren verschiedene Thesen zu diesen Wirkungsmechanismen für eine Vielzahl an Einflussfaktoren wie z. B. KSS Zuführung, Prozessparameter oder KSS-Stoffeigenschaften. Beispielsweise wird das Ausspülen einer isolierenden Dampfschicht, welche sich aufgrund der heißen Span- und Werkzeugoberflächen bildet, ab einem bestimmten KSS-Druck als Ursache für eine gesteigerte Kühlwirkung vermutet. Der positive Einfluss von fein verstäubten KSS Sprühnebeln bei einer Mindermengenkühlschmierung wird in Ansätzen auf die tropfenweise Verdampfung zurückgeführt. Selbst die Elementarprozesse, wie Tropfentransport, Tropfen-Tropfen-Kollisionen, Tropfenkollisionen mit heißen Oberflächen sowie Tropfenverdampfung innerhalb eines Sprühnebels werden durch die KSS-Stoffeigenschaften beeinflusst, wodurch sich die Wirkungsmechanismen ändern. Mittels der netzfreien Finite Pointset-Methode (FPM) sollen u. a. diese Fragestellungen im Rahmen dieses Projekts anhand von drei hergeleiteten Forschungshypothesen numerisch analysiert werden. Der Vorteil der FPM ist dadurch gegeben, dass eine Fluid- und Struktursimulation sowie die Fluid Struktur-Kopplung auch bei großen Deformationen ganzheitlich innerhalb dieser Methode simuliert werden kann. Aufgrund dessen ist es bereits gelungen, die Spanbildung für einen Längs-Runddrehprozess mit einem einphasigen Fluid mit der FPM abzubilden. Innerhalb dieses Projekts werden die bestehenden KSS-Modelle um Dampfphase und Sprühnebel sowie deren physikalische Wirkungsmechanismen erweitert. Die Dampfphase wird in der FPM implementiert. Elementarprozesse innerhalb eines Sprühnebels werden durch semi-empirische Modelle der Tröpfcheninteraktionen berücksichtigt. Die entstehende Multiphasen-Modellierung des KSS sowie dessen Aerosole wird genutzt, um die Wirkungsmechanismen im Zerspanungsprozess umfassend zu analysieren. Um diese Zielsetzung zu erreichen, sind in der Projektphase 1 KSS-Modelle sowie Modelle der Wirkungsmechanismen in Bezug auf eine Dampfphase entwickelt worden. In der Projektphase 2 sind diese Modelle und Erkenntnisse in die Zerspanungsanwendung integriert worden, um mögliche Verdampfungseffekte von KSS zu analysieren. Zusätzlich sind die KSS-Modelle um die Funktionalität des Sprühnebels erweitert worden, um damit in der Projektphase 3 auch die Effekte der Mindermengenkühlschmierung in der Zerspanungssimulation abzubilden. Darüber hinaus findet in Projektphase 3 eine Erweiterung der Simulation um Werkzeugverschleiß statt. Neben der Schaffung von allgemeinem Prozessverständnis wird durch die Anwendung der validierten KSS-Strategien konventionelle Überflutungskühlung, Hochdruck-KSS-Zufuhr sowie Mindermengenkühlschmierung in der Simulation die gezielte Prozessoptimierung nach ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten realisiert.
DFG-Verfahren
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