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Kalkablagerungen antiker Aquädukte: Genaue Archive der Umwelt und archäologischer Ereignisse
Antragstellerin
Dr. Gül Sürmelihindi
Fachliche Zuordnung
Paläontologie
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Klassische, Provinzialrömische, Christliche und Islamische Archäologie
Förderung
Förderung in 2019
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 434934785
Das Verständnis unserer Umwelt und der Art und Weise, wie sie sich aufgrund natürlicher und menschlicher Ursachen verändert, ist entscheidend für das Überleben der Gesellschaft. Studien über Paläoumweltarchive sind für ein solches Verständnis von entscheidender Bedeutung und liefern Einblicke in Szenarien zukünftiger Natur-Mensch-Interaktionen. Wir werden Kalziumkarbonat-Ablagerungen aus römischen Aquädukten als innovatives Archiv verwenden, um hochauflösende Paläo-Umweltdaten sowie archäologische Informationen für den Mittelmeerraum zu erhalten. Das Karbonatarchiv speichert wichtige Informationen zur Grundwassermenge und -zusammensetzung sowie indirekt zu Niederschlag, Lufttemperatur und extremen Umweltereignissen in saisonaler Auflösung. Es dokumentiert auch menschliche Eingriffe in diese antiken Wasserversorgungssysteme wie Reinigung, Wartung und Umstrukturierung bei gleichzeitiger Dynamik sich ändernder lokaler sozioökonomischer Bedingungen. Auf diese Weise stellt das Archiv eine direkte Verbindung zwischen Umweltstress und der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung im Römischen Reich her.Die Studie konzentriert sich auf drei Aquäduktsysteme in der Provence, Südfrankreich, die zwei große römische Städte, Nîmes und Arles, versorgten. Ziel ist es, lokale Klima- und Umweltdaten aus der Römische Kaiserzeit (27 v. Chr. bis 476 n. Chr.) zu erheben. Proben der Aquädukt-Ablagerungen werden unter Verwendung von Petrographie, stabiler Isotopen- und Spurenelement-Geochemie und Spektrofluoreszenz untersucht. Für jede Karbonatprobe werden Chemostratigraphien zur Extraktion von Umweltdaten wie Schwankungen der Temperatur und der Wasserzusammensetzung erstellt. Die Zyklizität der Sauerstoffisotopendaten offenbart die jährliche Lagenstruktur, mit der die Zeitspanne bestimmt werden kann, in der die Aquädukten betrieben wurden. Der Vergleich von Karbonatproben entlang desselben Aquädukts wird dazu beitragen Unterschiede in der Wasserzusammensetzung der Quelle von jenen Änderungen, die sich entlang des Aquädukts entwickelt haben, zu unterscheiden. Ein besonderer Schwerpunkt des Projekts sind geochemischen Marker von extremen Umwelteinflüssen wie Dürren, Überschwemmungen und Erdbeben. Solche Ereignisse liefern nicht nur Informationen zu lokalen Klimaextremen sondern ermöglichen auch eine Korrelation mit anderen Aquädukten. Das Alter der Aquädukte wird mittels 230Th/U-Datierungen sowie historischen Quellen ermittelt. Das endgültige Ziel ist es eine Basis für aktuelle Klima- und Umweltstudien zu schaffen und zu untersuchen inwieweit die lokale römische Gesellschaft Umweltbelastung ausgesetzt war und wie sie auf diese reagierte. Das Verständnis der Art und Weise, wie sich die Römische Gesellschaft an Klima- und Umweltstress anpasste, wird dazu beitragen, jene Arten von Wasserstress zu bewältigen, mit denen in naher Zukunft im Mittelmeerraum aller Voraussicht nach zu rechnen sein wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien, Österreich
Kooperationspartner
Professor Dr. Christoph Spötl; Professor Dr. Andrew Wilson