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Eingriff von Nahrungsmittelinhaltsstoffen in zelluläre Signalkaskaden im weiblichen Reproduktionstrakt
Antragstellerin
Professorin Dr. Leane Lehmann
Fachliche Zuordnung
Lebensmittelchemie
Förderung
Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 43475789
Von zahlreichen chemischen Stoffen in der Umwelt und in Lebensmitteln wird vermutet, dass sie eine Wirkung auf das Hormonsystem von Menschen und Tieren haben. Insbesondere durch Soja-basierte Säuglingsnahrung, die die hormonwirksamen Isoflavone Genistein und Daidzein enthält und hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel aus pflanzlichen Extrakten sind hormonell wirksame Gewebespiegel zu erreichen. Es stellt sich die Frage, ob die Exposition von Säuglingen oder von Kindern im Mutterleib mit hormonell aktiven Substanzen aus der Nahrung eine irreversible Störung des weiblichen Reproduktionstrakts hervorrufen kann, die unter Umständen zu krankhaften Veränderungen im Erwachsenenalter führen könnte. Die besondere Anfälligkeit des weiblichen Reproduktionstrakts während seiner Entwicklung für Hormon-induzierte Störungen, wurde besonders durch die Erfahrung mit dem synthetischen Estrogen Diethylstilbestrol, das als Abort-Prophylaxe klinisch angewandt wurde, demonstriert: Bei Töchtern der Frauen, denen während der Schwangerschaft Diethylstilbestrol verabreicht wurde, traten vermehrt Adenokarzinome der Vagina und Cervix sowie Missbildungen von Vagina, Cervix und Uterus auf. Bereits früh wurde postuliert, dass eine Exposition mit Diethylstilbestrol in utero die zellulären Wechselwirkungen des sich entwickelnden weiblichen Geschlechtstrakts stört. Der molekulare Modulator dieses Prozesses könnte das sezernierte Signalprotein WNT7A sein. Es wurde gezeigt, dass Diethylstilbestrol in einer frühen Entwicklungsphase in die WNTRegulierung im weiblichen Reproduktionstrakt von Mäusen eingreift und dadurch den Aufbau und die Funktion der weiblichen Geschlechtsorgane irreversibel stört. In dem geplanten Projekt soll daher die Wechselwirkung von Estrogenen mit der Expression von WNT-Proteinen sowie die Modulation der WNT-Signalwege in einem Modellsystem basierend auf Tumorzellen des menschlichen Uterus eingehend untersucht werden. Zur Anwendung kommen molekular- und zellbiologische Methoden, die Einblicke in den molekuaren Mechanismus der Substanzen erlauben. Die vorgesehenen Untersuchungen leisten damit einen Beitrag zur Sicherheitsbewertung von hormonhaltigen Nahrungsmitteln. Dabei soll der Schwerpunkt auf den Nahrungsmittelinhaltstoffen liegen, die in der Säuglingsnahrung vorkommen oder in Form von hoch dosierten Nahrungsergänzungsmitteln eingenommen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen