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Eine medizinisch-botanische Synonymenliste in hebräscher Schrift aus Mittelitalien (15. Jahrhundert)

Fachliche Zuordnung Religionswissenschaft und Judaistik
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung von 2020 bis 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 430923012
 
Der Codex Florenz, Bibliotheca Medicea Laurenziana Or. 17 enthält auf den Fols. 68r-92v eine i.d.R. von arabischen Lemmata ausgehende medizinisch-botanische Synonymenliste in hebräischer Schrift, die pro Eintrag meist mehrere romanische Äquivalente für Termini der materia medica liefert. Grundsätzlich neu ist, dass es sich bei dem in hebräischer Schrift überlieferten romanischen Wortmaterial um Italoromanisch handelt, während die meisten ähnlichen Listen mittelalterlich-jüdischer Tradition aus dem okzitanischen oder iberoromanischen Sprachraum stammen, worauf sich die Forschung bisher auch konzentriert hat. Ziel des Projektes ist die Edition und ausführliche Kommentierung dieser Synonmenliste, insbes. im Hinblick auf das in ihr enthaltene romanische Wortmaterial. Aus arabistischer u. medizinhistorischer Sicht ist die Liste v.a. deshalb interessant, weil es sich um eine Bearbeitung eines Index zum 2. Teil von Avicennas Kanon handelt. Aus judaistischer Sicht ist insbes. die Rekonstruktion des Überlieferungsweges der Liste von Interesse sowie die damals innovative hebräische Terminologie. Die auf Hebräisch mit "Über die verschiedenen Begriffe, die 'sinonimi' genannt werden" überschriebene, über 1700 Einträge umfassende Synonymenliste wurde nach Angaben im Manuskript im Jahre 1464 in Anagni, in der heutigen Provinz Frosinone in der Region Latium, verfasst bzw. kopiert. In unseren Vorarbeiten konnten wir feststellen, dass die italoromanischen Lexeme in vielen Fällen tatsächlich der entsprechenden Dialektgruppe (Mittel-Latium) zugeordnet werden können. Da die bisher bekannten volkssprachlichen Medizintexte aus dem Italien des Mittelalters und der frühen Neuzeit aus anderen Regionen stammen, liegt hier somit erstmals eine umfangreiche Dokumentation von älteren Lexemen insbes. der Flora und Fauna aus dem Latium vor. Daher nimmt das italoromanische Dialektmaterial einen besonderen Stellenwert im Rahmen des Projekts ein. Über die arabischen und z.T. hebräischen Äquivalente ist zudem eine recht genaue Bedeutungsbestimmung der romanischen Wörter möglich. Zusätzlich enthält die Liste auch Wörter, die eindeutig dem Okzitanischen zugeordnet werden können. Dies erklärt sich aus der Tatsache, dass sich jüdische Ärzte und Gelehrte insbes. in Südfrankreich mit arabischer Medizin beschäftigten und derartige Wortlisten in großer Zahl verfassten. Die Liste aus Ms. Florenz Or. 17 basiert offenbar auf einer in Südfrankreich entstandenen Vorlage, dessen okzitanisches Wortgut z.T. beibehalten und durch italoromanische Wörter ergänzt wurde. Diese Hypothese konnte in Vorarbeiten durch zwei weitere Versionen der Liste aus Ms. München, Cod. hebr. 8 und Ms. Vatikan, ebr. 550 vorläufig bestätigt werden:Letztere enthält nämlich nur okzitanische Äquivalenzen, während erstere, wie die Liste aus dem Ms. Florenz Or. 17 auch, italoromanisches Wortgut mit einschließt. Diese Manuskripte werden ebenfalls in dem Projekt transkribiert und zum Vergleichherangezogen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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