Detailseite
Projekt Druckansicht

Bestimmung der Rolle von akutem Stress bei der Nutzung von Emulations- und Imitationsstrategien während des sozialen Lernens beim Menschen

Antragstellerin Dr. Lisa Klün
Fachliche Zuordnung Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Förderung Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429526154
 
Im täglichen Leben lernen wir oft, indem wir das Verhalten anderer Individuen beobachten. Beobachtungslernen beschreibt das Lernen über den Wert, die Wichtigkeit oder die Bedeutung eines Verhaltens, einer Belohnung oder einer Person. Dieses Lernen geschieht jedoch indirekt, da wir aus der Erfahrung einer anderen Person lernen, anstatt der eigenen. Während des Beobachtungslernens können zwei verschiedene Strategien angewendet werden. Imitationslernen beschreibt das einfache Kopieren des beobachteten Verhaltens. Beim Emulationslernen hingegen schließt der Beobachter auf die Ziele und Intentionen der anderen Person und kann dieses Wissen auf das eigene Verhalten anwenden. Der Nutzen der individuellen Strategie hängt von der jeweiligen Situation ab. So ist es z.B. sinnvoller Verhalten direkt zu kopieren (Imitationslernen) wenn die Präferenzen des Beobachteten mit denen des Beobachters übereinstimmen. Emulationslernen ist stattdessen von höherem Nutzen, wenn die Übereinstimmungen nur minimal sind und der Beobachter größere Flexibilität benötigt. Die Wahl der adäquaten Strategie ist daher von großer Wichtigkeit, um das Lernen in einem sozialen Kontext zu erleichtern. Professor O’Doherty und Kollegen konnten zeigen, dass Imitationslernen im ventromedialen präfrontalen Kortex und im medialen Orbitofrontalkortex kodiert wird, während Emulationslernen durch die Aktivität der Insula und des vorderen zingulären Cortex, dem superioren temporalen Sulcus sowie des inferioren frontalen Gyrus und dem ventrolateralen präfrontalen Cortex kodiert wird. In einer nachfolgenden Analyse wurde auch eine signifikante Aktivierung der temporoparietalen Junction/posterioren superioren temporoparietalen Sulcus aufgezeichnet, was auf die Nutzung von Emulationslernen hinweist. Bisher ist es jedoch unklar, welche Faktoren bestimmen, welche der beiden Strategien genutzt wird. Frühere Studien zeigen, dass das Erleben von akutem psychosozialen Stress, wie er im Alltag häufig vorkommt, einen großen Einfluss auf direktere Formen des Lernens ausübt, Wie sich Stress auf Beobachtungslernen allgemein und speziell auf Imitations- und Emulationslernen auswirkt, ist allerdings nicht bekannt. Das ist umso erstaunlicher, da die für Beobachtungslernen zentralen präfrontalen Areale hochempfindlich für die Wirkung von Stress und der Stresshormone Noradrenalin und Cortisol sind. Aufgrund der großen Bedeutung von Beobachtungslernen für den menschlichen Wissenserwerb, zielt der vorliegende Antrag darauf ab, diese Wissenslücken zu schließen und anhand einer Kombination aus Verhaltensdaten, funktionaler Bildgebung (fMRI) und computationalen Modellen eine umfassende Untersuchung der computationalen und neuronalen Mechanismen des Beobachtungslernens, der Implementierung von Imitations- und Emulationslernen im Gehirn und insbesondere deren Wechselwirkung mit Stress zu beginnen.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung