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Die Isländersagas als Prosimetrum
Antragstellerin
Professorin Dr. Stefanie Gropper
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 429039008
Strophen sind ein spezifisches literarisches Element der altisländischen Íslendingasögur (Isländersagas), eine der wichtigsten volkssprachigen literarischen Gattungen des europäischen Mittelalters. Obwohl fast alle Sagas des Corpus Strophen enthalten, gibt es dennoch auffallende Unterschiede hinsichtlich der Zahl der Strophen in den individuellen Sagas wie auch in einigen Fällen Unterschiede zwischen den Handschriften einer Saga. Darüber hinaus ist es offensichtlich, dass die Kombination von Vers und Prosa eine spezielle literarische Ästhetik hervorbringt. Es ist auch offensichtlich, dass man sich in der mittelalterlichen isländischen literarischen Tradition nicht zwischen Vers und Prosa entscheiden konnte, um Geschichten über die Siedlergeneration zu erzählen, sondern dass die Verbindung beider Modi erst die einzigartige Form der Saga erzeugte. Obwohl die skaldischen Strophen schon immer als ein wichtiges Charakteristikum der Íslendingasögur betrachtet wurden, gibt es bislang kaum Untersuchungen zu den Íslendingasögur als Prosimetrum – d.h. lange Prosaerzählungen, die mit Strophen nuanciert werden. Bis jetzt wurden die ästhetische Funktion der Strophen vor allem im Hinblick auf eine Untergruppe der Íslendingasögur untersucht: die skáldasögur (Skaldensagas), die den höchsten Prozentsatz an Strophen aufweisen. In unserem Projekt wollen wir die Íslendingasögur als Prosimetrum analysieren, d.h. wir werden die Verbindung von Vers und Prosa als wichtiges generisches Charakeristikum dieses Corpus ansehen. Dies ist ein innovativer Ansatz, der ein besseres Verständnis des Corpus als Ganzen ermöglichen und der neue Erkenntnisse über den Schaffensprozess der (anonymen) Autoren der Sagas liefern wird. Auf der Grundlage gesicherter Daten, die wir erheben werden – über die Zahl der Strophen in jeder Saga, die Zahl (und soziale Position) der Sprecher von Strophen, dem Metrum und Stil der Strophen sowie ihr Verhältnis zum Prosakontext – werde wir einige Fragen stellen, die bislang getrennt an Vers und Prosa gerichtet wurden. Auf diese Fragen werden wir neue Antworten erhalten, weil wir sie im Kontext des isländischen Prosimetrums als literarischer Form stellen. Das Ziel dieses Projekts ist die erste umfassende, quantitative und qualitative Analyse des Prosimetrums der ca. 40 erhaltenen Íslendingasögur sowie die Erforschung der generischen Qualitäten des Saga-Prosimetrums, das weit mehr als die bloße Kombination von Vers und Prosa umfasst.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Judith Elizabeth Quinn