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Sind Befunde zu Unsicherheit auf Entscheidungsschwäche übertragbar? – Konzeptuelle Bezüge, kritische Randbedingungen und Implikationen für die Anwendung
Antragsteller
Professor Dr. Alexander L. Gerlach, seit 1/2020
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 427465870
Entscheidungsschwäche bezeichnet die chronische Unfähigkeit, eine Wahl zu treffen aus Angst, sich falsch zu entscheiden. Entscheidungsschwäche wird typischerweise als dysfunktional angesehen. Sie kann über viele psychische Störungen hinweg beobachtet werden und stellt eines der Diagnosekriterien für Depressionen dar. Dennoch ist bisher wenig über zugrundeliegende psychologische Mechanismen oder mögliche Ansätze zur Intervention bekannt. Obwohl sich Entscheidungsschwache durch starke Unsicherheit auszeichnen, sind nur in Ausnahmefällen Befunde bisheriger Forschung zu Unsicherheit herangezogen worden, um Entscheidungsschwäche besser zu verstehen. Dabei ist Unsicherheit Gegenstand vielfältiger und gut gesicherter psychologischer Forschung. Aufgrund der starken inhaltlichen Nähe zwischen Entscheidungsschwäche und Unsicherheit erscheint es vielversprechend, Erkenntnisse über Unsicherheit nutzbar zu machen, um Entscheidungsschwäche hinsichtlich ihr zugrundeliegender Prozesse und daraus ableitbarer Interventionsmöglichkeiten gezielt zu beleuchten. Der vorliegende Antrag verfolgt somit das Ziel, sich gesichertes Wissen über Unsicherheit zunutze zu machen, um letztlich geeignete Ansatzpunkte zur Reduktion von Entscheidungsschwäche aufzuzeigen. Dazu sind im Wesentlichen drei Schritte vorgesehen: (1.) Die Abgrenzbarkeit von Entscheidungsschwäche und Unsicherheit soll demonstriert werden, wobei Überschneidungen sowie Unterschiede herausgearbeitet werden. (2.) Es soll geprüft und damit differenziert werden, inwieweit Befunde aus der Forschung zu Unsicherheit auch für Entscheidungsschwäche gültig sind und wo Einschränkungen beachtet werden müssen. (3.) Erste Evidenz soll gesammelt werden, die den möglichen Nutzen dieser Ergebnisse für therapeutische Ansätze gegen Entscheidungsschwäche prüft. Es wird erwartet, dass sich (1.) Entscheidungsschwäche und Unsicherheit als ähnliche aber abgrenzbare Konzepte herausstellen, dass (2.) Effekte von und auf Unsicherheit sinnvoll auf Entscheidungsschwäche übertragbar sind, wobei in einigen Fällen genau zu definierende Einschränkungen gelten, und dass (3.) dabei gewonnene Erkenntnisse auch für Interventionsmöglichkeiten relevant sind und sich auf klinische Stichproben mit pathologischen Ausmaßen von Entscheidungsschwäche anwenden lassen. Zur Prüfung dieser Annahmen werden zehn Experimente vorgestellt, wobei unter anderem innovative empirische Methoden (z.B. Ecological Momentary Intervention) sowie eine klinische Stichprobe einbezogen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Maike Luhmann
Ehemalige Antragstellerin
Professorin Dr. Birte Englich, bis 1/2020 (†)