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Soziales Urteilen und Entscheiden bei menschlichen und nicht-menschlichen Primaten
Antragstellerin
Dr. Stefanie Keupp
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Evolution, Anthropologie
Biologie des Verhaltens und der Sinne
Evolution, Anthropologie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 425330201
Andere nach deren Eigenschaften, Fähigkeiten und Verhaltensweisen zu beurteilen ist ein wichtiges Merkmal menschlicher Sozialkognition. Anhand dieser Eindrücke entscheiden wir beispielsweise wem wir vertrauen, mit wem wir zusammenarbeiten, oder von wem wir lernen wollen. Bereits Säuglinge im ersten Lebensjahr zeigen Annäherungs- und Vermeidungstendenzen gegenüber prosozialen bzw. antisozialen Charakteren. Im Lauf der ersten 4-5 Lebensjahre erwerben Kinder die Fähigkeit sich zunehmend differenziertere Eindrücke über andere zu bilden und diese für soziale Entscheidungen zu nutzen. Hierfür kommen verschiedene kognitive Strategien in Frage, insbesondere (i) aus vergangenem Verhalten auf das zukünftige Vorkommen des Verhaltens zu schließen, (ii) aus vergangenem Verhalten verallgemeinerte Annahmen über zukünftiges Verhalten oder Eigenschaften zu machen und (iii) Information über verschiedene Eigenschaften anderer Personen selektiv und kontextabhängig für Verhaltensvorhersagen zu nutzen. So konnten Studien kürzlich zeigen, dass vierjährige Kinder sich in kooperativen Situationen gezielt für Mitspieler entscheiden, die zuvor bereichsspezifische aufgabenrelevante Kompetenz gezeigt hatten. Das komplexe Sozialverhalten nicht-menschlicher Primaten lässt vermuten, dass auch sie ihre Erfahrungen aus vorherigen Begegnungen mit bestimmten Individuen nutzen um den Verlauf zukünftiger Begegnungen abzuschätzen. Sie verfügen über detailliertes Wissen über sozialen Status und Sozialbeziehungen aller Gruppenmitglieder und passen ihr Verhalten beispielsweise der Anwesenheit bestimmter Individuen an. Relativ wenig ist hingegen darüber bekannt, welcher Natur die Eindrücke sind, die nicht-menschliche Primaten sich über andere bilden. Können nicht-menschliche Primaten anderen Individuen beispielsweise bestimmte Eigenschaften zuschreiben anhand derer sie sich miteinander vergleichen oder entscheiden können wer das bessere Vorbild ist um sich ein Verhalten abzuschauen? Beides stellen nützliche Fähigkeiten für Tiere dar, die einerseits in ständiger Konkurrenz um Ressourcen miteinander stehen und sich andererseits in einem komplexen Gefüge von Sozialbeziehungen bewegen. Das vorliegende Projekt beabsichtigt die Fähigkeit zur differenzierten sozialen Urteilsbildung bei Vorschulkindern und drei nicht-menschlichen Primatenarten (Schimpansen [Pan troglodytes], Javaneraffen [Macaca fascicularis] und Tonkeaner-Affen [Macaca tonkeana]) mit vergleichbaren Methoden zu untersuchen um ontogenetische Entwicklung und evolutionäre Ursprünge dieser wichtigen Facette menschlichen Sozialverhaltens näher zu beleuchten. Die Versuchsreihe wird Aufschluss darüber geben welche kognitiven Strategien genutzt werden um soziale Information über andere zu sammeln, wie differenziert dieses Wissen ist und wie es in konkreten Handlungskontexten (Kooperation oder Konkurrenz) für soziale Entscheidungen genutzt wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Frankreich
Mitverantwortliche
Professorin Dr. Julia Fischer; Dr. Esther Herrmann; Professor Dr. Johannes Rakoczy
Kooperationspartnerin
Dr. Helene Meunier