Übereinzelsprachlich gültige Formalisierung grundlegender syntaktischer Eigenschaften romanischer Sprachen im Rahmen des minimalistischen Programms
Final Report Abstract
Im Rahmen des Projekts wurde eine umfassende formal homogene Analyse der wichtigsten syntaktischen Eigenschaften des Französischen, Spanischen, Italienischen, Rumänischen und Portugiesischen vorgenommen. Die Formalisierung erfolgte strikt innerhalb des Sonden- und Phasen-Frameworks nach Chomsky (2000ff). Ziel war die Weiterentwicklung des minimalistischen Modells im Sinne weniger zentraler Bausteine, die durch variierende Merkmalszusammensetzungen charakterisiert werden können. Syntaktische Variation sollte hierbei durch minimale Variation im Zusammenspiel von syntaktischen Kategorien und Merkmalen erklärt werden. Es wurden folgende Bereiche abgedeckt: TP-Syntax/zulässige Wortstellungsmuster in Deklarativsätzen, CP-Syntax/Linke Peripherie, Klitika, Diathesen sowie nicht-finite Konstruktionen. Die Informationsstruktur (IS) wurde im Laufe der Projektarbeit prominent mitberücksichtigt. Hierbei wurde davon ausgegangen, dass funktionale Kategorien spezifische, nicht mit Werten belegte (unvalued) informationsstrukturelle Merkmale enthalten, die als Sonden fungieren. Insbesondere für die Wortstellungsmuster innerhalb der TP (haupts. SV(O), VS(O), VOS) erfolgte eine gründliche Auswertung der vorliegenden Literatur, die sich oft als widersprüchlich und lückenhaft erwies. Daher wurden punktuell (und für das Portugiesische systematisch) eigene Sprecherbefragungen durchgeführt. Für die Formalisierung wurde auf die informationsstrukturellen Merkmale [About], [C-given], [Focus], [Contrast] und [Emphasis] zurückgeriffen. Wir nehmen an, dass finites T° in den hier behandelten romanischen Sprachen immer eine uφ-Sonde trägt, dass aber nicht diese in den romanischen Null-Subjekt-Sprachen mit [EPP] verbunden ist, sondern eine IS-Sonde, die aus [uAbout] oder [uC-given] oder – mit Ausnahme des Portugiesischen – aus [uFocus] bestehen kann. Postverbale Foci bzw. andere informationsstrukturelle Markierungen wurden durch spezielle Sonden im v-System formalisiert. Alternativ hierzu wurde ein älterer Ansatz weiterverfolgt, der mit Hilfe verschiedenen Typen und Positionen von (teils expletivem) pro arbeitet. Dieser Ansatz kann den Zusammenhang zwischen Nullsubjekteigenschaften und Wortstellung zwar einfacher erklären, ist aber – neben der umstrittenen Annahme leerer Explitiva – auf eine von der Syntax unabhängige informationsstrukturelle Komponente angewiesen. Für die CP-Domäne wurden verschiedene C-Köpfe angenommen, die sich in ihrer Merkmalszusammensetzung u.a. nach Satzmodus unterscheiden und für die Satzeinbettung und pragmatische Einbindung in den Diskurs/Kontext relevant sind: Bei der Bildung einer Konstituentenfrage wird z.B. ein mit einem illokutionären Fragemerkmal und einem wh-Merkmal versehenes C° einen dementsprechenden T°-Kopf seligieren, ein finites C° einen finiten C-Kopf, ein infinites C° ein infinites T° etc. Für die Position und Reihenfolge von Klitika wurden phonologische, syntaktische sowie PF-Kopf-Klitika angenommen. Bei letzteren handelt es sich um Elemente, die in der Syntax nicht Teil eines komplexen Kopfes werden, jedoch auf PF Adjazenz mit dem Kopf ihres Komplements erfordern. Unter den syntaktischen Klitika haben wir weiterhin zwischen bewegten pronominalen Klitika und Agreement-Markern an verbalen funktionalen Köpfen unterschieden. Erstere doppeln keine in-situ-DP und sind nicht auf Argumente beschränkt (z.B. die adverbialen Klitika des It. u. Frz.). Klitika-Bewegung wurde mit Hilfe von zwei Merkmalen formalisiert: 1) Das bewegte Element trägt ein Merkmal uT (d.h. die betreffenden Elemente müssen an einen passenden Host klitisieren). 2) Der Host trägt ein anziehendes Merkmal. Für die klitische Doppelung in verschiedenen romanischen Sprachen wurde ein Agree-basierter Ansatz gewählt, bei dem das Klitikum als Spell-Out der ϕ-Merkmale einer Sonde gedeutet wird. Andere Fälle, in denen wir Klitika als Spell-Out von Sonden betrachten, sind affected datives und reflexive Klitika, die als Diathesen-Marker fungieren (s.u.). Dieser Projektbereich umfasste auch eine Analyse der klitischen Doppelung bei Bewegung in die Peripherien. Hierbei erwies sich das Rumänische als divergent: Im Rum. sind die Klitika morphophonologische Realisierungen von Sonden in v. In den anderen Sprachen stammen die Klitika wie in der Literatur z.T. angenommen aus sog. „Big-DPs“, in welchen sie mit dem Topik-Merkmal ([About]) basisgeneriert sind. Der gängigen minimalistischen Annahme folgend werden alternierende Diathesen in verschiedenen v-Köpfen kodiert, wobei v für die Lizensierung des externen Arguments und Akkusativzuweisung verantwortlich ist. Während sich passive Strukturen von aktiven nur anhand des Kasusmarkierungsmechanismus unterscheiden, betrachten wir reflexive Klitika als morphophonologische Realisierungen von v. Antikausatives v kodiert hingegen ein verursachendes Ereignis. Die Verwendung von SE-Klitika als Diathesen-Marker wurde auch für das SE-Passiv sowie für die mediale Verwendung von SE-Verben formalisiert. Schließlich wurden verschiedene Typen von Infinitivkonstruktionen unterschieden. Die Unterschiede wurden mit Hilfe des Vorhandenseins vs. des Fehlens bestimmter funktionaler Kategorien formalisiert, sowie durch die Annahme verschiedener Merkmalskompositionen solcher Kategorien (insbes. C, T und v). Anhebungs-Infinitive wurden durch das Fehlen von C charakterisiert, Restrukturierungsinfinitive durch das Fehlen von T und kasuslizensierendem v. Hierdurch entstehen in den verschiedenen romanischen Sprachen verschiedene Konstellationen. CP-Infinitive wurden weiter im Hinblick auf ihre Fähigkeit, Subjekte zu lizensieren und, im positive Falle, der Subjektposition(en) parametrisiert. In Anlehnung an die Literatur haben wir die folgenden Typen unterschieden, die nominativische Subjekte in Infinitivkonstruktionen lizensieren: (i) infinitivisches T, das von (bestimmte) T-Köpfen seligiert wird (Rum., Sp.)); (ii) infinitivisches T mit Auxiliar lizensiert ein Subjekt und zieht dieses an, wenn T von einem C mit einem kopfanziehenden Merkmal seligiert wird (sog. Aux-to-Comp im It.); (iii) infinitivisches T kongruiert mit dem Subjekt und zieht optional (d.h. in Abhängigkeit von der Infinitivstruktur) das Subjekt in seinen Spezifkator (Port.).
Publications
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Mensching, Guido
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Mensching, Guido & Anja Weingart