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Ein klinischer, modell-basierter Ansatz zur Untersuchung der Repräsentation von Kategorien bei Autismus-Spektrum-Störung
Antragstellerin
Dr. Janine Bayer
Fachliche Zuordnung
Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 421512236
Durch die Anwendung von Kategorien strukturieren wir unsere Umwelt, können vorhandenes Wissen auf neue Situationen anwenden und schnell mit der Umwelt zu interagieren. Um zu entscheiden, ob ein Objekt einer Kategorie angehört, kann es entweder mit abgespeicherten Exemplaren oder einem abstrakten Mittelwert der Kategorie (dem Prototypen) verglichen werden. Da die optimale Repräsentationsstrategie abhängig vom Kategorisierungs-Problem ist, müssen Personen flexibel zwischen Exemplar- und Prototypen-basierten Strategien wählen. Personen mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) tendieren dazu, mehr auf Details als auf den Kontext zu achten. Trotz intakter Leistung in vielen Kategorisierungsaufgaben, scheint der detail-fokussierte kognitive Stil zu Problemen bei der Abstraktion von Prototypen führen, was wiederrum als Präkursor für soziale Schwierigkeiten diskutiert wird. Unklar ist, ob Personen mit ASS die Schwierigkeiten bei der Abstraktion von Prototypen mit Exemplar-basierten Kategorisierungsstrategien kompensieren.Das geplante Projekt wird einen hoch sensitiven, etablierten Ansatz nutzen, welcher kognitive Modellierung mit multivariaten Analysen (MVPA) von Bildgebungsdaten kombiniert. Prototypen- und Exemplar-basierten Repräsentationsstrategien können so auf individueller Ebene unterschieden werden. Durch Anwendung hierarchischer multipler Regressionsanalysen wird untersucht, inwiefern formale ASD-Diagnosen und die Stärke autistischer Eigenschaften die Variabilität der Repräsentationsstrategien unabhängig voneinander aufklären und ob diese Effekte robust gegenüber Gruppenunterschieden bezügliche Ängstlichkeit und Depressivität sind. Die Ergebnisse werden mit der Performanz in einer sozialen Kategorielernaufgabe sowie klinischen Variablen in Verbindung gebracht (soziales Funktionsniveau, repetitives Verhalten/eingeschränkte Interessen, Lebensqualität).Der effiziente Kategorie-Erwerb wird auch durch Top-Down Einflüsse auf sensorische Areale gefördert, indem bereits erworbenes Wissen perzeptuelle Prozesse steuert. Es gibt Belege, dass bei Personen mit ASS und NT Personen mit starken autistischen Zügen, grundlegende sensorische Prozesse weniger durch Erfahrungen moduliert werden (‚hypo-prior‘-Theorie). Hinweise, dass dieses Phänomen auch beim Kategorielernen auftritt, könnten erklären warum Personen mit ASS oft langsamer im Erwerb von Kategorien sind. Das geplante Projekt wird daher ein etabliertes Paradigma verwenden, mit dem die Modulation von sensorischen Kategorierepräsentationen durch abstraktes Kategoriewissen untersucht werden kann. Die Ergebnisse werden zu Hypo-Prior Indizes aus einem sozialen Kategorisierungsparadigma und klinischen Variablen in Verbindung gebracht.Das geplante Projekt soll zu einem vertieften Verständnis von grundlegenden kognitiven Prozessen bei ASS und ihrer Verbindung zu klassischen ASS Symptomen beitragen sowie Ansätze zur Identifikation neuronaler Biomarker und der Gestaltung von Trainings liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen