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Der bewahrte Mensch. Das Streben nach säkularer Ewigkeit in den verflochtenen europäischen Modernen
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Carolin Kosuch
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2019 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 420417273
Im Zentrum dieses Projektes stehen Ingenieure, Ärzte sowie Natur- und Computerwissenschaftler der europäischen und US-amerikanischen Modernen des 19.–21. Jahrhunderts, die säkularen und säkularistischen Definitionen des Todes Vorschub leisteten und die Sterblichkeit des Menschen zu überwinden strebten. Diese “Avantgarden des Säkularismus” waren im 19. Jahrhundert durch ein gemeinsames Interesse an der Feuerbestattung und anderen Strategien des Weiterverfahrens mit dem menschlichen Leichnam in Abgrenzung zu christlichen Deutungsmustern geeint. Im 20. und 21. Jahrhundert erweiterte sich ihr Spektrum noch um zusätzliche technikgestützte Optionen im analogen und virtuellen Raum. Als gut vernetzte, mobile, polyglotte und breit aufgestellte Initiatoren, Anwälte und Multiplikatoren des Säkularen und Säkularistischen bestimmten diese Akteure die öffentliche Meinung und die Paradigmen der Modernen mit. Das Projekt fragt danach, wie sie den Menschen nach der Überschreitung der Grenze des Todes dachten bzw. sinnhaft im Sein verankerten und welche historischen Hintergründe, welches Wissen und welche Technologien und Praktiken mit ihrer Sinnstiftung verbunden waren. Dabei verfolgt das Vorhaben die Hauptthese, dass der nicht-vergehende Mensch ein entscheidendes Signum des Säkularen und Säkularistischen darstellt. Dank technischer und wissenschaftlicher Neuerungen überdauert er: in Form der nicht weiter verfallenden Asche, als potenziell zu revitalisierendes Präparat oder Kryokonservat, gespeichert im Digitalen oder physisch verstetigt durch biotechnologische Verfahren. Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf italienischen, deutschen und französischen, aber auch britischen, russischen, schweizerischen und US-amerikanischen Blickpunkten der Modernen. Neben dem Säkularen und Säkularistischen in ihrem Verhältnis zum Religiösen am Beispiel des Todes in den Modernen diskutiert das Projekt Aspekte der Technik- und Körpergeschichte. Ferner eruiert es die Bedeutung des “othering” (Geschlecht, Herkunft, Klasse, Religion) im Prozess der Festigung säkularer und säkularistischer, “moderner” Selbstverständnisse.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen