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Bindungsprozesse bei Handlungsfehlern: Interne Struktur und Generalisierbarkeit

Antragstellerinnen Dr. Anna Foerster; Dr. Birte Moeller
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 393269228
 
Temporäre Bindungen zwischen Reiz-, Handlungs- und Effektrepräsentationen sind ein integraler Bestandteil der Handlungssteuerung. Sie vereinfachen künftige Handlungsentscheidungen und deren motorische Planung, indem vorherige Reaktionen durch die Reaktivierung verbundener Merkmale abgerufen werden. Bisher konnten wir Modelle zu temporären Bindungs- und Abrufprozessen entscheidend spezifizieren, sowohl hinsichtlich der Frage wann Bindung stattfindet als auch was eine Reaktion in diesem Prozess ausmacht. Unsere Ergebnisse zeigten, dass Reize trotz Handlungsfehlern Bindungen mit den Merkmalen der intendierten, korrekten Antwort eingehen, während falsche Reaktionen an ihre Effekte gebunden werden.Die Beobachtung dieser zwei Bindungstypen stellt die weithin akzeptierte theoretische Überzeugung eines einzigen Bindungsvorgangs infrage, der Reize, Reaktionen und Effekte in einem Verbund kodiert. Wir werden deshalb untersuchen, ob die zwei Bindungsmechanismen unabhängig ablaufen und dabei binäre Bindungen erzeugen oder, ob sie zu einer gemeinsamen Integration aller Merkmale beitragen. Eine zweite zentrale Fragestellung betrifft den Übergang von der zielbasierten Integration korrekter Handlungsaspekte und Reize zur Bindung von Merkmalen des fehlerhaft ausgeführten Verhaltens an Effekte. Hierbei werden wir insbesondere überprüfen, inwiefern die Reaktionsausführung selbst als zeitlicher oder kausaler Anker für diesen Übergang fungiert.Schließlich werden wir die Generalisierbarkeit von Bindungsprinzipien für Handlungsfehler ausloten. Ein adaptiver Prozess sollte nicht nur die bisher betrachteten einfachen, singulären Handlungen, sondern auch komplexere Handlungsabläufe betreffen. Einerseits werden wir diesen Aspekt in innovativen Paradigmen über die Erfassung kontinuierlicher Handlungsmerkmale untersuchen. Zweitens werden wir Aneinanderreihungen mehrerer Einzelhandlungen bzw. Handlungsschritte betrachten, die potenziell sowohl korrekte als auch fehlerhafte Handlungsaspekte umfassen. Bindungs- und Abrufprozesse sind auch zwischen einzelnen, korrekten Handlungen ganzer Sequenzen zu finden. Wir werden die Umstände untersuchen unter denen Handlungsfehler solche Prozesse unterbinden bzw. wann korrekte und fehlerhafte Handlungen Bindungen eingehen. Sollten Bindungen zwischen intendierten und ausgeführten Reaktionsmerkmalen auftreten, könnten diese das entscheidende Bindeglied für den Zusammenschluss aller Merkmale einer fehlerhaften Handlungsepisode sein.Mit der Spezifizierung der Struktur von Bindungen und der Bestimmung derer Generalisierbarkeit, werden wir das zugrundeliegenden Rahmenmodell inhaltlich schärfen. Gleichzeitig gehen wir Bindungs- und Abrufprozesse aus der Perspektive bisher unabhängiger Forschungsbiete an. So erweitern wir die Relevanz des Rahmenmodells auf Überlegungen zur Fehlerverarbeitung komplexer Handlungsabläufe, zu hierarchisch organisierter Handlungskontrolle, zum Sequenzlernen und zur Automatisierung.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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