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Generalisierung von Extinktionslernen: grundlegende Mechanismen, individuelle Unterschiede und klinische Implikationen für die Ätiologie und Behandlung von Angststörungen
Antragsteller
Professor Jan Richter
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418593826
Nach dem inhibitorischen Lernmodell gilt das Extinktionslernen als ein zentraler Wirkmechanismus in der expositionsbasierten Verhaltenstherapie von Angststörungen. Im Rahmen des Extinktionslernens wird ein zuvor mit Bedrohung assoziierter Reiz durch korrektive Lernerfahrungen als sicher neu etabliert. Hierbei überzeugen sich die Betroffenen, dass die erwartete aversive Konsequenz nicht eintritt. Als Prozess des aktiven Neulernens unterliegt das Extinktionslernen den allgemeinen Mechanismen der Gedächtnisbildung. Neben Aufbau, (Re-)Konsolidierung und Abruf werden auch Prozesse der Generalisierung des Extinktionsgedächtnisses angenommen, d.h. Lernerfahrungen werden auf Reize übertragen, die Ähnlichkeiten mit einem originalen Lernreiz haben, während des aktiven Lernens aber nicht präsent waren. Trotz der theoretischen Konzeption steht die Grundlagenforschung erst am Anfang bei der systematischen Untersuchung des spezifischen Prozesses und mögliche Einschränkungen bei Patienten mit Angststörungen blieben bisher ungeprüft. Ein detailliertes Wissen aber würde es ermöglichen, Empfehlungen für die notwendige Optimierung der Expositionstherapie zu formulieren.Das Forschungsprojekt überträgt ein etabliertes Forschungsparadigma aus der Untersuchung der Generalisierung des Furchtlernens auf den Prozess der Extinktionsgeneralisierung. Hierbei wird die Generalisierungsleistung des Extinktionsgedächtnisses von einem extingierten Furchtreiz auf einen nicht extingierten Furchtreiz mit visueller Ähnlichkeit zu dem Extinktionsreiz in einem differentiellen 3-Tage-Extinktionsparadigma untersucht, das unter methodischen Aspekten für die Untersuchung der Generalisierung des Extinktionslernens optimiert wurde. Unter Berücksichtigung eines Generalisierungsgradienten wird ergänzend die Generalisierung auf zuvor nicht präsentierte Generalisierungsreize (variierende Ausprägungen auf der Dimension der Ähnlichkeit zwischen extingierten und nicht extingierten Furchtreiz) geprüft. In einem zweiten Paradigma wird die Generalisierung des Extinktionslernen zwischen in der Ähnlichkeit zum Extinktionskontext variierenden Kontexten getestet. Die Generalisierungsleistung wird unter Berücksichtigung von subjektiv-verbalen (Ratings zu Valenz, Erregung und Erwartungen aversiver Konsequenzen) und physiologischer (Schreckreflexpotenzierung, autonome Erregung, Herzrate) Indikatoren multimodal untersucht. Das Projekt prüft dabei die Hypothese einer eingeschränkten Generalisierungsleistung in Abhängigkeit des dispositionellen Risikos bzw. dem Vorliegen von Angststörungen. Dazu werden die Generalisierungsfähigkeiten von gesunden Untersuchungsteilnehmern mit geringer, mittelgradiger bzw. hoher allgemeiner Ängstlichkeit (jeweils 25 Teilnehmer) als Entwicklungsmodell von Angststörungen mit 25 Patienten mit akuten Angststörungen verglichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen