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Herausforderungen an Journalismus: Zum Verständnis von performativen Öffentlichkeiten durch Media Practice

Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2019 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 418375831
 
Das Projekt erarbeitet auf praxistheoretischer Grundlage ein Verständnis davon, wie sich „performative Öffentlichkeiten” (Lünenborg/Raetzsch) unter Bedingungen veralltäglichter Praktiken im Umgang mit digitalen, vernetzten Kommunikationsmedien entwickeln und welche Rolle dabei Journalismus im Verhältnis zu anderen Formen öffentlicher Artikulation zukommt. In einer Zusammenführung von drei Forschungsfeldern wird die Bedeutung von Journalismus in Relation zu individuellen Artikulationen wie auch ‚persönlichen Öffentlichkeiten‘ entwickelt. Die Ereignisse der Silvesternacht 2016 in Köln – öffentlich geworden unter #KoelnHbf – sowie als zweiter Fall öffentliche Debatten um #Metoo, in denen die temporale Logik journalistischer Kommunikation herausgefordert wird, dienen als empirische Fallstudien, um die Emergenz performativer Öffentlichkeiten zu rekonstruieren bzw. (netz-)ethnographisch zu verfolgen. Analytisch leitend werden dabei Verknüpfungen von Elementen der Praxis (Materialität, Bedeutung, Kompetenzen) in Bezug auf drei Akteursgruppen untersucht (Journalist_innen, Sprecher_innen zivilgesellschaftlicher Organisationen, individuelle Nutzer_innen). In den Fokus rückt in dieser Analyse das Zusammenwirken etablierter und neuer Akteur_innen öffentlicher Kommunikation und die Auseinandersetzungen über marginalisierte Sprecherpositionen im öffentlichen Diskurs um Geschlecht und Migration. In der Verbindung von digitalen Methoden, qualitativer Textanalyse, netzethnographischer Forschung und Interviews wird rekonstruiert und verfolgt, wie Akteur_innen etablierte Sprecherpositionen adressieren, kritisieren und verändern, indem „Ebenen des Öffentlichseins” (layers of publicness) performativ verhandelt werden.Das Projekt untersucht die folgenden Forschungsfragen:1. Wie und in welchem Ausmaß tragen die drei Akteursgruppen zum Entstehen performativer Öffentlichkeiten in beiden Fallstudien bei? Welche Muster werden erkennbar in der Verknüpfung oder in Brüchen zwischen Elementen der Praxis?2. Welche Funktion und Rolle kommt journalistischer Kommunikation in beiden Fallstudien zu? Wie und in welchem Maße fordern neue Akteure journalistische Praxis wie auch Journalist_innen heraus? 3. Wie werden Geschlechterstrukturen durch performative Öffentlichkeiten sichtbar und angreifbar? Welche Sprecherpositionen werden sichtbar oder bleiben weiterhin marginalisiert? Welche Netzwerke nicht-journalistischer Akteur_innen spielen hier eine Rolle?Ziel des Projekts ist es, durch die Etablierung eines eigenständigen praxistheoretischen Ansatzes in der Journalismusforschung die Dynamik des Entstehens von performativen Öffentlichkeiten über Medienformate und -plattformen hinweg, vor allem unter Einbeziehung marginalisierter Sprecherpositionen zu erforschen und einen theoretischen wie methodischen Beitrag zur Erforschung von Journalismus in einem erheblich erweiterten öffentlichen Kommunikationsraum zu leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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