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Charax Spasinou: Forschungen zu Hauptstadt der Mesene, einem Zentrum antiken Handels
Antragsteller
Professor Dr. Stefan R. Hauser
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Alte Geschichte
Alte Geschichte
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415727175
Am Zusammenfluss von Eulaios (Karkha) und Tigris gründete Alexander d. Gr. eine Stadt, die bis in das 5./6. Jh. n. Chr. hinein unter Seleukiden, Arsakiden und Sasaniden die Hauptstadt der Region Mesene, d.h. des heutigen Südirak und des nördlichen Golfbereichs, wurde. In der Mitte des 2. Jh. v. Chr. zweifach durch Fluten zerstört, wurde sie unter dem Namen des Neugründers Hyspaosines als Charax Spasinou bekannt. Als bedeutendster Hafen im Bereich des Persischen Golfes war Charax Spasinou über Jahrhunderte die Drehscheibe des Fernhandels zwischen Indien, China und den Zentren der Seleukiden-, Arsakiden- und Sasanidenzeit in Babylonien (Seleukia am Tigris, Ktesiphon) und Elymais (Susa), aber auch der Hafen, über den palmyrenische Kaufleute fernöstliche Waren in das Römische Reich brachten. Nachdem erst der Eulaios, dann der Tigris ihre Flussbetten änderten, musste Charax Spasinou vermutlich im 7.-8. Jh. aufgegeben werden. Die fast 6 km2 große, weitgehend flache Ruine der Stadt, deren Stadtmauer im Norden und Osten allerdings noch über 2,5 km 4 bis 7 m hoch erhalten ist, konnte 1965 von J. Hansman in Jebel Khanabir identifiziert werden. Die Lage nahe der Grenze zwischen Irak und Iran erlaubte jedoch keine archäologischen Arbeiten. Erst 2016 konnten J. Moon, R. Killick und St. Campbell erste Untersuchungen durchführen.Diese zeigen in Drohnenaufnahmen und Magnetprospektion einen hervorragenden Erhaltungszustand, der es erlaubt, Straßen, außergewöhnlich große Häuserblöcke, Gebäude verschiedener Phasen und Produktionsstätten klar zu erkennen. Im Rahmen eines vom British Cultural Protection Fund finanzierten Projektes zur Kulturerbedokumentation im Südirak werden die Ruinen von Charax Spasinou 2017 bis 2019 weiter zerstörungsfrei untersucht. Es ist die Aufgabe des hier beantragten Projektes zum einen mit Hilfe der Daten jenes Projektes, mit dem intensiv kooperiert wird, einen detaillierten Plan der Siedlung sowie ihrer wesentlichen Viertel und Gebäude (Hafenanlagen, Herrscherpalast, Tempel, Produktionsstätten) zu erstellen, um so die Geschichte der Stadt verstehen zu lernen. Diese steht andererseits in engster Beziehung mit den Gewässerverläufen und der Hinterlandnutzung. Deshalb sollen zum zweiten geologische Untersuchungen die antike Umgebung und die wechselnden Flussverläufe und Kanäle rekonstruieren. Der außergewöhnliche Erhaltungszustand ohne spätere Überbauungen offeriert dabei hervorragende Möglichkeiten, Fragen des Städtebaus und Stadtorganisation, der Lage und des Grundrisses von Palast- und Tempelanlagen sowie der Hafenanlagen nachzugehen. Das Projekt bietet daher die Chance, unsere limitierten Kenntnisse seleukidischer bis sasanidischer Städte der weiteren Region erheblich zu erweitern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Großbritannien
Kooperationspartner
Professor Dr. Stuart Campbell