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Deutsche Lehnwörter in polnischen Dialekten als Spiegel des Sprachkontakts: Ein Wörterbuch mit multiplem Zugang auf einer Online-Plattform für Entlehnungen aus dem Deutschen in anderen Sprachen.
Antragsteller
Professor Dr. Gerd Hentschel; Dr. Peter Meyer
Fachliche Zuordnung
Einzelsprachwissenschaften, Historische Linguistik
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 415560513
Ziel ist die Erstellung eines elektronischen Wörterbuchs der deutschen Lehnwörter in polnischen Dialekten (WbdLpD), d.h. einer lexikographischen Datenbank, die online im Lehnwortportal Deutsch am IDS Mannheim publiziert wird. Letzteres umfasst bereits ein historisches Wörterbuch deutscher Lehnwörter in der polnischen Standard- bzw. Schriftsprache. Das WbdLpD wird mit letzterem und anderen Wörterbüchern zu deutschen Lehnwörtern in slavischen und anderen Sprachen vernetzt, die bereits im LWPD integriert sind. Der Inhalt des WbdLpD (wie das gesamte LWPD) wird über multiple Suchinstrumente zugänglich sein. Diese sind teils für alle Wörterbücher im LWPD relevant, teils spezifisch für einzelne. Neben einfachen wortbasierten Suchoptionen, wird das LWPD fortgeschrittenen Nutzern erlauben, komplexe Abfragen inkrementell aufzubauen, die auf mehrere Wörter abzielen und auf verschiedene lexikographische Attribute und Relationen, unter Ausnutzung Boolescher Operatoren, regulärer Ausdrücke etc.Es gibt gegenwärtig kein lexikographisches Kompendium deutscher Lehnwörter in polnischen Dialekten, obwohl deutsche Lehnwörter im Polnischen seit über hundert Jahren Gegenstand der Forschung waren und Polnisch (ungefähr auf einer Stufe mit Tschechisch und Slowenisch) wahrscheinlich die Sprache mit der größten Zahl von Germanismen ist. Darüber hinaus, aufgrund einer sich über Jahrhunderte erstreckenden Migration von Sprechern des Deutschen in polnischsprachige Gebiete, betrifft der deutsch-polnische Sprachkontakt nicht nur Eliten und städtische Bevölkerung, sondern auch ländliche, d.h. auch Dialektsprecher. Eine umfassende lexikographische Beschreibung ist dank des Fortschritts der Arbeiten am Słownik gwar polskich (SGP), einem vielbändigen Dialektwörterbuch des Polnischen, heute realistisch geworden. Die erschienenen Bände und vor allem die riesige Kartei des SGP werden die zentrale Materialbasis des WbdLpD sein. Das SGP selbst bietet keinerlei Information über die Herkunft der Wörter.Das WbdLpD wird (a) die Lehnwörter auf der Ausdrucks- und Inhaltsebene mit Ausdrucksvarianten und abgeleiteten Wörtern aufzeigen sowie auch die semantische Affinität bzw. Distanz zum deutschen Etymon; (b) die Distribution der Lehnwörter (ihrer Ausdrucksvarianten und Bedeutungen) im polnischen Dialektraum mit kartographischer Darstellung darlegen, und zwar auf dem Hintergrund eines Schemas, das (i) die traditionelle dialektale Gliederung und (ii) die Zeitspanne berücksichtigt, in welcher sich einzelne polnische Gebiete unter deutschsprachiger Herrschaft befanden. Außerdem soll das Ausmaß der Überlappung zwischen deutschen Lehnwörtern in der polnischen Schriftsprache und in polnischen Dialekten expliziert werden. Letztlich soll der Status der Lehnwörter als "Einsetzungen" (grob: neue Wörter für neue Dinge), als "Ersetzungen" (von älteren Wörtern) oder "Koexistenz" (mit älterem Wort: Synonymie oder Aufteilung eines semantischen Raumes zwischen Lehnwort und altem Wort) bestimmt werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen