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Wie Kultur unser Gehirn beeinflusst: Neuronale Korrelate kultureller Unterschiede in der sozialen Kognition
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Peter Kirsch; Professorin Dr. Daniela Mier
Fachliche Zuordnung
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung
Förderung von 2018 bis 2020
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 414765168
In Zeiten der Globalisierung, steigenden Migrationszahlen und zunehmendem interkulturellen Austausch wird das reibungslose Verständnis zwischen Kulturen immer wichtiger. Studien zeigen jedoch sowohl auf neuronaler als auch auf Verhaltensebene eine erleichterte Verarbeitung sozialer Reize der eigenen Kultur ("intracultural Advantage"), welche sich zugleich gegenüber Personen anderer Kulturen in einem Emotionserkennungs- und in einem Empathiedefizit äußern kann. Um die soziale Interaktion zwischen Kulturen zu verbessern, besteht die Notwendigkeit, zunächst unser Wissen über kulturelle Einflüsse auf soziale Kognition umfassend zu erweitern. In unserem Projekt planen wir die erleichterte Verarbeitung sozialer Information der eigenen Kultur mit einem neuen Ansatz, den sogenannten „kulturellen Neurowissenschaften“, unter zwei Hauptaspekten zu untersuchen: a) der systematischen Erhebung neuronaler Mechanismen sozialer Kognition in zwei unterschiedlichen Kulturen: Kollektivismus und Individualismus, b) der Erfassung des Einflusses von sozialem Lernen auf das originäre Muster der sozialen Kognition.In einem Querschnittsdesign sollen vier Gruppen à 30 Probanden erhoben werden: 1) Deutsche, die in Deutschland leben (individualistische Kultur), 2) Chinesen, die in China leben (kollektivistische Kultur), 3) Deutsche, die in China leben (soziales Lernen in der kollektivistischen Kultur), 4) Chinesen, die in Deutschland leben (soziales Lernen in der individualistischen Kultur). Der Vergleich der vier Gruppen erlaubt sowohl die Ermittlung kultureller Unterschiede als auch die Beantwortung der Frage, ob soziales Lernen selbige reduzieren kann. Für eine detaillierte Untersuchung der neuronalen Korrelate sozialer Kognition, sollen drei funktionelle Magnetresonanztomographie-Aufgaben eingesetzt werden: eine Imitationsaufgabe, um sozial-kognitive Verarbeitung zu untersuchen, eine Aufgabe zur Empathie, um sozial-emotionale Verarbeitung zu erheben und eine Aufgabe, die für die Erfassung von Empathie für Scham konzipiert ist, um höhere sozial-emotionale Prozesse zu erfassen. Zur Evaluation der erleichterten Verarbeitung sozialer Reize der eigenen Kultur verwenden wir sowohl Fotos von Chinesen als auch Fotos von Deutschen. Zusätzlich erhalten die Probanden Fragebögen zu ihren kulturellen Werten, zur verbalen Intelligenz, zu Persönlichkeitseigenschaften, zur Emotionsverarbeitung und zu psychiatrischen Syndromen.Trotz wachsendem Interesse an interkultureller Kommunikation und zunehmendem Wissen über kulturelle Unterschiede in sozialer Kognition, ist bislang wenig über die neuronalen Korrelate dieser Unterschiede und über den Effekt von sozialem Lernen auf die Unterschiede in sozialer Kognition bekannt. Die Ergebnisse des geplanten Projekts sollen zu einem verbesserten Verständnis kultureller Variationen beitragen und legen damit den theoretischen Grundstein für eine verbesserte Interaktion zwischen Kulturen und zur gezielten Förderung sozialer Integration.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen