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Zeitwahrnehmung in realistischen Umgebungen und der diagnostische Nutzen für beginnende dementielle Erkrankungen
Antragsteller
Dr. Martin Riemer
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Förderung
Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 411006663
Defizite in der zeitlichen Wahrnehmung gehen mit einer Atrophie in hippocampalen Hirnregionen einher. Zudem treten sie bei vielen neurodegenerativen Erkrankungen auf (z.B. Alzheimer). Sie können schon in vorklinischen Stadien einer dementiellen Erkrankung auftreten, und deshalb kann eine klinische Diagnostik von Problemen in der Zeitwahrnehmung dabei helfen, Patienten mit einem erhöhten Risiko schon früh zu identifizieren. Selbst in vorklinischen Stadien wurde eine abfallende Zeitwahrnehmungsleistung beobachtet und mit einer gesteigerten Abnahme kognitiver Leistungen in Zusammenhang gebracht worden.Ein wichtiger Einwand gegen die klinisch-diagnostische Erfassung von Zeitwahrnehmungsdefiziten besteht jedoch in der ökologischen Validität der herkömmlichen Aufgaben. In den meisten experimentellen und klinischen Studien werden sehr künstliche Reize und Szenarien verwendet. Beispielsweise werden die Probanden aufgefordert, die Dauer von meist sehr kurzen Tonsignalen einzuschätzen. Vergleicht man diese künstlichen Situationen mit den Alltagsanforderungen der zeitlichen Wahrnehmung, ergeben sich Zweifel, inwiefern die Ergebnisse auf den natürlichen Prozess der Zeitwahrnehmung generalisiert werden können und inwiefern diese künstlichen Aufgaben die Defizite im Alltag erfassen.Das vorgeschlagene Projekt ist ein erster Schritt zu einer klinisch relevanten Diagnostik von Zeitwahrnehmungsdefiziten mit einer ökologisch validen Methode. Statt die Dauern von abstrakten Reizen einzuschätzen, werden die Probanden eine dynamische Szenerie in virtueller Realität beobachten und danach retrospektive Urteile über die zeitlichen Aspekte erlebter Ereignisse abgeben. Diese neue Methode hat weitreichende Implikationen für die Erfassung altersbedingter Einbußen in der zeitlichen Wahrnehmung. Sie birgt außerdem das Potenzial für die Entwicklung eines klinischen Diagnostikums zur Früherkennung einer beginnenden neurodegenerativen Erkrankung.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien
Internationaler Bezug
Niederlande
Gastgeber
Professor Dr. Hedderik van Rijn