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Nomothetische und ideographische Ansätze zur Untersuchung von Dynamik in Fairnesswahrnehmungen im Bewerbungsprozess
Antragsteller
Professor Dr. Udo Konradt
Fachliche Zuordnung
Sozialpsychologie und Arbeits- und Organisationspsychologie
Förderung
Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 408072622
Theorien und vorliegende Forschung im Bereich von Fairnesswahrnehmungen von Bewerbern legen nahe, dass positive Wahrnehmungen mit bevorzugten Einstellungen und positivem Verhalten vor und nach Eintritt in eine Organisation einhergeht. Dazu zählen positive Einstellungen gegenüber dem potentiellen Arbeitgeber, höhere Leistung und höheres Engagement. Die vorhergehende Forschung zeichnet sich jedoch überwiegend durch eine statische Sicht auf Fairness aus, die die wichtige temporale Dynamik vernachlässigt und damit empirisch und theoretisch restringiert ist. Das zentrale Anliegen dieses Forschungsprojektes liegt daher darin, die Form (wie), die Gründe (warum) und die Determinanten (wann) von Veränderungen in Fairnesswahrnehmungen über die Zeit zu untersuchen. Für deren Untersuchung werden zwei kohärente und komplementäre Ansätze herangezogen: ein variablen-zentrierter, nomothetischer und ein Personen-zentrierter, ideographischer Ansatz. Es wird argumentiert, dass ein personen-zentrierter Ansatz eine wichtige Ergänzung darstellt zum dominanten variablen-zentrierten Ansatz darstellt und dass beide Ansätze für unterschiedliche Fragestellungen herangezogen werden können.Daraus ergibt sich für dieses Forschungsprojekt gleichzeitig ein multimethodaler Ansatz. Das Arbeitsprogramm beinhaltet drei Studien, von denen eine Metaanalyse dem nomothetischen und zwei intensive Längsschnittstudie dem ideographischen Ansatz folgt. Die Metaanalyse dient dazu, die durchschnittlichen in randomisierten und Längsschnittstudien gefundenen Effektstärken von Gerechtigkeitsbehandlung auf die Veränderung von Gerechtigkeitswahrnehmungen zu verfestigen. Weiterhin werden mögliche Moderatoren sowie erstmals Mediatoren und Trajektorien analysiert. Unter der Voraussetzung, dass Fairness als nicht-ergodischer und damit als individueller Verlaufsprozess konzipiert wird, werden individuelle Veränderungsverläufe über den gesamten Bewerbungsverlauf in relevanten Variablen untersucht, die aus der Dynamischen Gerechtigkeitstheorie abgeleitet werden. Um dies zu erreichen werden aussagekräftige Untersuchungsdesigns (z.B. intensive Längsschnittstudien) und überzeugende multivariate statistische Auswertungsverfahren eingesetzt (z.B. MASEM und Zeitreihenanalysen), die bisher selten in der personalpsychologischen Forschung Anwendung fanden. Zusammenfassend wird damit ein wichtiger und innovativer Beitrag zur Literatur erbracht, der die empirische und theoretische Lücke hinsichtlich der Dynamik von Gerechtigkeitswahrnehmungen von Bewerbern schließt. Zusätzlich dienen die Befunde Praktikern dazu, dysfunktionale Muster von Gerechtigkeitsveränderungen zu beschreiben und vorherzusagen um damit verbundene negative Einflüsse auf die Reputation und Rückzug von Bewerbungen zu verhindern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen