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(1-3)-beta-D-Glukan-gesteuerte, vorzeitige Beendigung einer antimykotischen Therapie bei Patienten auf Intensivstationen
Antragsteller
Privatdozent Dr. Jürgen Held
Fachliche Zuordnung
Klinische Infektiologie und Tropenmedizin
Parasitologie und Biologie der Erreger tropischer Infektionskrankheiten
Parasitologie und Biologie der Erreger tropischer Infektionskrankheiten
Förderung
Förderung von 2018 bis 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 400727961
Hintergrund: Ca. 70 % der Intensivpatienten erhalten Antibiotika. Mit zunehmender Dauer der Therapie nimmt das Ausmaß der Kolonisierung mit Candida spp. zu. Damit steigt jedoch auch die Bereitschaft der behandelnden Ärzte eine antimykotische Therapie zu beginnen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass 65 % der Intensivpatienten eine solche Therapie erhalten, obwohl keine invasive Pilzinfektion vorliegt. Diese Übertherapie führt zu teilweise schweren Arzneimittelnebenwirkungen, der Zunahme multiresistenter Candida spp. und verursacht eine enorme finanzielle Belastung für das Gesundheitssystem. (1-3)-beta-D-Glukan (BDG) ist ein Hauptbestandteil der Zellwand zahlreicher medizinisch relevanter Pilze und kann im Serum von Patienten mit invasiven Mykosen nachgewiesen werden. BDG hat eine hohe Sensitivität und einen exzellenten negativ prädiktiven Wert. Seine Spezifität ist jedoch eher mäßig und der positiv prädiktive Wert niedrig. In der Vergangenheit haben mehrere Studien die Leistungsfähigkeit der BDG-Bestimmung zum Screening von Risikopatienten oder zum Beginn einer antimykotischen Therapie bei V.a. auf eine invasive Mykose untersucht. Dieser Ansatz hat jedoch zu einer signifikanten Übertherapie der Patienten mit potenziell schweren Arzneimittelnebenwirkungen geführt.Mittlerweile beginnt man zu erkennen, dass diagnostische Strategien den hohen negativ prädiktiven Wert der BDG-Bestimmung ausnutzen sollten, um invasive Mykosen auszuschließen und die antimykotische Therapie frühzeitig zu beenden. Methoden: Wir planen eine prospektive, randomisierte Interventionsstudie durchzuführen, um eine innovative diagnostische Strategie zu evaluieren, bei der BDG-gesteuert die antimykotische Therapie bei Intensivpatienten frühzeitig beendet wird. Eingeschlossen werden Patienten, bei denen im Rahmen des Intensivaufenthaltes eine antimykotische Therapie begonnen wurde, ohne dass eine gesicherte invasive Mykose vorliegt. Die Patienten werden in eine Interventionsgruppe und eine Kontrollgruppe randomisiert. In beiden Gruppen wird an Tag 1 und 2 der antimykotischen Therapie das BDG bestimmt. Sind beide Bestimmungen negativ, dann wird die Therapie in der Interventionsgruppe aber nicht in der Kontrollgruppe gestoppt. In der Kontrollgruppe wird das BDG zwar bestimmt, die Ergebnisse werden den behandelnden Ärzten jedoch nicht mitgeteilt. Die antimykotische Therapie wird nach rein klinischem Ermessen weitergeführt. Die Patienten werden für 28 Tage beobachtet und dabei klinische Daten gesammelt. Der primäre Endpunkt ist der Antimykotikaverbrauch in definierten Tagesdosen. Sekundäre Endpunkte sind u.a. die 28-Tage-Mortalität, der Nachweis einer gesicherten invasiven Pilzinfektion und das Auftreten von unerwünschten Antimykotikanebenwirkungen. Hypothese: Durch die Verwendung des hohen negativ prädiktiven Wertes einer zweimalig negativen BDG-Bestimmung kann der Antimykotikaverbrauch signifikant reduziert werden, ohne dass dies zu negativen Folgen für die Patienten führt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Dr. Ixchel Castellanos; Privatdozent Dr. Richard Strauß; Professor Dr. Carsten Willam