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Kontroverse Wege der Moderne: Der exilierte Komponist und Pianist Eduard Steuermann (1892-1964) in seinen Briefen. Die Korrespondenz mit Arnold Schönberg, Theodor W. Adorno, Rudolf Kolisch, René Leibowitz, Michael Gielen, Max Deutsch und Erwin Ratz. Eine kommentierte Kritische Studienausgabe
Antragsteller
Professor Dr. Martin Zenck
Fachliche Zuordnung
Musikwissenschaften
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Wissenschaftsgeschichte
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Wissenschaftsgeschichte
Förderung
Förderung von 2018 bis 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 400686826
Gegenstand des Forschungsprojekts über den Exilkomponisten und Pianisten Eduard Steuermann (1892 - 1964), in dessen Lebens- und Schaffensweg wesentliche Entwicklungslinien der Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts zusammenlaufen, ist eine eingehend kommentierte "Kritische Studienausgabe” einer repräsentativen Auswahl des überwiegend unpublizierten Briefwechsels Steuermanns. Innerhalb des Briefwechsels korrespondieren bedeutende Komponisten, Interpreten, Philosophen und Musikwissenschaftler untereinander: Zu den Briefpartnern Steuermanns gehören sein Kompositionslehrer Arnold Schönberg, der Philosoph und Komponist Theodor W. Adorno, der bei Steuermann in Wien Klavier studierte, weiter der Geiger Rudolf Kolisch, der Primarius des von ihm begründeten Kolisch-Quartetts, darüber hinaus der Komponist, Dirigent und Musiktheoretiker René Leibowitz und die Musikologen Max Deutsch und Erwin Ratz. In Auszügen soll auch die einschlägige Familienkorrespondenz, vor allem mit Steuermanns Neffen, dem Dirigenten Michael Gielen, einbezogen werden. Die Publikation dieser Korrespondenzen, die noch größtenteils unerschlossen in verschiedenen amerikanischen und schweizerischen Archiven aufliegen und nur schwer befragt werden können, stellt ein schmerzliches Desiderat dar und könnte der Forschung vollkommen neue Perspektiven eröffnen. Die zu kommentierenden Korrespondenzen sollen jeweils von grundlegenden einleitenden Essays flankiert werden, wobei die in den Briefen diskutierten und weitgehend unveröffentlichten Werke Steuermanns in der Edition intensiv besprochen werden, wodurch ein neuer Weg in der Editionsphilologie eingeschlagen wird. Die Themen der vorgesehenen Essays greifen weit über musikwissenschaftliche Aspekte im engeren Sinne in die Literaturwissenschaft und die sozialgeschichtliche Exilforschung aus. Fragestellung: In Verbindung mit den edierten Briefen und deren Kommentierung sollen folgende Fragen eruiert werden: erstens die durch das Exil gebrochene Kontinuität der Schönberg-Schule, welche durch die transatlantische Perspektive eine vollkommen neue Konzeption erkennen lasse: dass weder die diskursive und performative Einheit der früheren Wiener und Berliner Jahre vor dem Exil aufrecht erhalten werden konnte noch die bruchlose Weiterführung der Schönberg-Schule im amerikanischen Exil fortgesetzt werden konnte. Zweitens die Lebenslänglichkeit oder Begrenzbarkeit des Exils, wobei die verschiedenen Wege, die von Adorno, Steuermann und Kolisch nach 1945 beschritten wurden, als exemplarische Möglichkeiten der Bewältigung zwischen der Rückkehr nach Deutschland oder der Behauptung im amerikanischen Musikleben gelten können. Drittens die Bedeutung der für die Briefpartner wichtigen Schriftsteller wie Thomas Mann, Berthold Viertel, Bertold Brecht und Franz Kafka. Ziel des Forschungsprojektes ist es, auf der Grundlage der Edition die Diskussion der genannten wichtigen Fragen innerhalb eines umfassenden wie internationalen Diskurses zu ermöglichen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen