The resilience management of individual entrepreneurs: The transalpine trade of David Gauger of Augsburg and David Wagner of Bolzano around 1600
Final Report Abstract
Obwohl das Konzept ‚Resilienz‘ hochgradig kontextabhängig ist, lässt es sich für unternehmenshistorische Fragestellungen operationalisieren, indem die Resilienz- Ressourcen ‚Liquidität‘, ‚Wissen‘ und ‚Netzwerke‘ analysiert werden. Ein zentrales Ergebnis des Projekts für die zukünftige historische Resilienz-Forschung besteht darin, dass der Nachweis von Resilienz nicht zwangsläufig das Auftreten von exogenen Disruptionen voraussetzt. Im Gegenteil zeigt sich gerade im proaktiven Umgang mit drohenden Störungen das resiliencing der jeweiligen Akteure. Die beiden Kaufleute David Gauger und David Wagner stehen stellvertretend für den Typus des kleineren und mittleren (Einzel-)Unternehmers, der im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts die großen Handelsgesellschaften als Träger des oberdeutschen Fernhandels sukzessive ablöste. Die Organisationsformen und Personalstruktur ihrer Unternehmen passten sich an vorhandene Marktinfrastrukturen an, wobei dort, wo es die Rahmenbedingungen zuließen, das Kommissionsgeschäft präferiert wurde. Während es aufgrund seiner Formalisierung, Konventionalisierung und Verrechtlichung adaptive Kapazitäten zur Verfügung stellte, konnten durch die Kooperation Resilienz-Ressourcen gebündelt werden. Das Kommissionsgeschäft ermöglichte in der kombinierten Anwendung seiner verschiedenen Varianten mittel- und langfristige Transformations- und Wachstumspotenziale. Die Buchführung frühneuzeitlicher Kaufleute fungierte als Resilienz-Instrument, da in ihr die Resilienz-Ressourcen in abstrahierter Form zu Daten verarbeitet wurden, die die Handlungs- und Entscheidungsgrundlage der Akteure bildeten. Die Qualität und Anpassung dieser Daten wirkte sich wiederum auf ihre Handlungsfähigkeit und ihre Handlungsspielräume aus, indem etwa das Wissen um Liquidität die Grundlage für deren Sicherung, Steuerung und Kontrolle darstellte. Darüber hinaus war die doppelte Buchführung konstitutiv für Wechsel und Skontration als Formen des bargeldlosen Zahlungsverkehrs, die ihrerseits Kapitaltransfers besonders sicher und robust machten. Neben der Inanspruchnahme von provisionsbasierten Finanzdienstleistern, welche die für den Liquiditätserhalt notwendige unternehmensinterne Steuerung von Kapitalströmen ermöglichte, zeichneten sich beide untersuchten Kaufleute durch eine hohe Flexibilität bei der Beschaffung, Organisation und Steuerung von Fremdkapital aus.