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Das Hören des Anderen. Zur Ästhetik des Realen in experimenteller Musik und Klangkunst

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung von 2018 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 398231166
 
Im Fokus des vorliegenden Forschungsvorhabens stehen die konzeptionellen Neuerungen der experimentellen Musik und Klangkunst seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Ihr radikaler Anspruch der Material- und Medienerkundung stellt die traditionellen Strategien der Kunstmusik zur Diskussion. Neben neuen Vorstellungen bezüglich Aufführungssituation, Raum und kompositorischem Material rückt die Rolle technischer Medien für Musikpraxis und -rezeption in den Fokus. Im Zuge dieser Entwicklungen wurden Alltag und Öffentlicher Raum zu Orten für künstlerische Konzepte und ästhetische Erfahrungen. Die oft als elitär kritisierte Avantgarde erkundet nun häufig ganz elementare, sinnliche Phänomene. Infolgedessen verliert der für die Musik lange Zeit grundlegende Werkbegriff an Bedeutung, die nun virulenten Fragen des Hörens verlangen einen Begriff ästhetischer Erfahrung.Das Forschungsvorhaben reagiert auf diese Entwicklungen, indem es die beschriebenen Neuerungen erstmals umfassend in theoretischer Perspektive fruchtbar macht. Begründet werden soll eine Musikalische Ästhetik des Realen. Ausgangspunkt ist Lacans Interpretation des psychischen Systems durch das Symbolische, das Imaginäre und das Reale. In den Künsten bilden Symbolisierung und Imagination produktionsästhetische Fragestellungen, dagegen verweist das Reale, das sich Lacan zufolge der Symbolisierung wie Imagination entzieht, auf die ästhetische Erfahrung. Künstlerische Strömungen unterscheiden sich, so die These, durch das in ihnen verhandelte Reale. In der Ästhetik wird es als Unsagbares oder Undarstellbares diskutiert.Im vorliegenden Projekt sollen aktuelle musikalische Positionen untersucht werden, die nach dem Unhörbaren und der Rolle des Hörers fragen. Aus der Perspektive musikalischen Hörens ist der Klang das Andere, das sich entzieht. Er ist ein Reales der Musik: ein komplexes intermodales Phänomen mit akustischen, visuellen und haptischen Qualitäten, das die alleinige Perspektive des Hörens sprengt. Auch die aktuelle Aufwertung des Raums hat Erscheinungsweise und Rezeption zeitgenössischer Musik und Klangkunst verändert. Schließlich spielen für künstlerische Befragungen des Realen medienreflexive Strategien eine entscheidende Rolle, da sie das Hörbare wie das Unhörbare in medientechnischen Dispositiven als diskursive Disziplinierung ausweisen. Ausgehend von philosophischen und ästhetischen Theorien zum Realen und zum Ereignis soll außerdem Lacans Konzept des Realen überprüft und dessen Bezüge zum amerikanischen Pragmatismus und deutschen Idealismus erforscht werden. Diese Untersuchungen sollen das Fundament für ein besseres Verständnis experimenteller Musik und Klangkunst legen; sie sind deshalb interdisziplinär angelegt. Einbezogen werden Fragestellungen der Musik- und Medienwissenschaften, der Performance Studies und Philosophie. Das Vorhaben gliedert sich in die Themenkomplexe: Musikalische Konstruktion des Realen, Musikalische Medienreflexivität (Medienmusik) und Das Reale in der Ästhetik.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartner Professor Dr. Jörn Peter Hiekel
 
 

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