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Moderne ohne Zukunft. Tiepolo und die Aufklärung des Bildes

Antragsteller Dr. Alexander Linke
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung von 2017 bis 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 397818037
 
Die einseitige Wahrnehmung Giambattista Tiepolos als letzter >maestrino< des barocken Ordo, der seine monumentalen Palast-und Villendekorationen unkritisch in den Dienst aristokratischer Statusrepräsentation stellt, hat in der Forschung den Blick für die innovativen und der Aufklärung verpflichteten Tendenzen seiner Kunst verstellt. Tatsächlich sind auch die Verbindungen seiner oberitalienischen Auftraggeber zu einer im 18. Jahrhundert bedeutsamen literarischen Vereinigung, der Accademia dell’Arcadia, bislang unterschätzt. Denn innerhalb dieser >Repubblica letteraria<, haben sich namhafte Gelehrte der Epoche (u.a. Muratori, Vico, Maffei) um die Entwicklung ästhetischer Theorien und sozialer Reformen bemüht. Im Rahmen des Projektes wird daher eine doppelte Zielsetzung verfolgt: Zum einen stehen die ästhetischen und dezidiert antibarocken Postulate der Arcadia zum buon gusto, zum Erhabenen und zur erkenntnistheoretischen Aufwertung der Fantasie sowie mit Blick auf Venedig ihre konkrete Relevanz für die Kultur der Bildwahrnehmung im Zentrum des Interesses. Zum anderen wird der Frage nachgegangen, wie sich die arkadische Reformästhetik auf die Bildauffassung und -produktion Tiepolos ausgewirkt hat.Auf einer übergeordneten Ebene wird mithin eine kulturgeschichtliche Kontextualisierung Tiepolos innerhalb der italienischen Frühaufklärung angestrebt, die einen maßgeblichen Künstler des Jahrhunderts vom einseitigen Klischee eines spätbarocken >Hofkünstlers< löst und damit eine differenziertere Perspektive auf die Transformationsprozesse zwischen Früher Neuzeit und Moderne gewinnt, in der unter den Bedingungen und unter maßgeblicher Beteiligung des Ancien Régime dezidiert antibarocke und im Hinblick auf Klassizismus und Romantik zukunftsweisende Reformkonzepte entwickelt wurden. Vertiefend werden auf der Mikroebene im Rückgriff auf aktuelle rezeptionsästhetische Methoden der Kunstgeschichte (peripatetisches Sehen) exemplarisch die wichtigsten Werkensembles Tiepolos analysiert, und zwar mit Fokus darauf, wie der Künstler in bildkonzeptueller Hinsicht mit den neuen ästhetischen Anforderungen umgeht bzw. die primär poetologischen Konzepte überhaupt erst für die bildenden Künste reklamiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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