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Kooperation und Koordination in Situationen mit Populationsunsicherheit

Antragsteller Dr. Fabian Winter
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2018 bis 2020
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 395336584
 
Moderne Gesellschaften sind einerseits durch zunehmende Anonymität und kurzlebigere Kontakte geprägt. Andererseits ist die Kooperationsbereitschaft in heutigen Gesellschaften überraschend hoch, und dies, obwohl stark vernetzte Gemeinschaften häufig als Grundvoraussetzung für Kooperation angesehen werden. Dieses kollektive Handeln entsteht überraschenderweise häufig in Situationen, in denen das Umfeld unstrukturiert ist.Wesentlich in solchen Situationen ist, dass der Einzelne nur wenige und eingeschränkte Informationen darüber hat, wie viele andere Personen bereit sind, sich an einer Aufgabe zu beteiligen. Personen haben ein ungefähres Gefühl für die Anzahl anderen Freiwilligen, aber die genaue Anzahl ist meist nicht bekannt. Im Gegensatz dazu wird in der Kooperationsliteratur im Allgemeinen angenommen, dass jeder der Beteiligten die genaue Gruppengröße kennt. Normen sind ein treibender Faktor für kooperatives Verhalten (Elster, 1989; Coleman, 1994; Ostrom, 2014) und spielen möglicherweise eine wichtige Rolle in Situationen in denen die genaue Gruppengröße nicht bekannt sind. Sie können freiwilliges Handeln auch in solchen Situationen erklären, in denen die individuelle Handlung eigentlich weniger ausschlaggebend ist.Auch wenn Verhalten von sozialen Normen beeinflusst wird, können Entscheidungsträger sich beschönigende Erklärungen zurecht legen (sogenannte Narrative, Bruner, 1991; Falk and Tirole, 2016), die rechtfertigen, dass man nicht der Norm folgen muss. Entscheidungsträger haben also eine Situation vor Augen, in der eine "designierter Freiwilliger" die Arbeit erledigen wird. In diesem Projekt werden wir die These aufstellen und testen, dass Gruppengrößenunsicherheit diese Art der Narrative unterbindet, da der "designierte Freiwillige" oder konkrete andere Entscheidungsträger einfach nicht anwesend sein könnte bzw. es schwerer ist das Narrativ aufrecht zu erhalten, dass jemand anderes die Aufgabe erledigen wird, wenn die Gruppe weniger greifbar ist. Unser Ziel ist ein detailliertes Verständnis der Effekte von Gruppengrößenunsicherheit in einem klar umrissenen Kontext zu erhalten. Unser Projekt wird hierzu aus drei Teilprojekten bestehen.Teilprojekt 1 (Kooperation mit Gruppengrößenunsicherheit): Wir untersuchen, wie Unsicherheit Verhalten in Situationen beeinflusst, in denen nur ein Freiwilliger benötigt wird, um ein Gemeinschaftsgut bereit zu stellen. Dieses Projekt etabliert unser Paradigma und bietet einen ersten Test für unser Normen-Hypothese.Teilprojekt 2 (Kooperation mit Gruppengrößenunsicherheit und heterogenen Entscheidungsträgern): In diesem Projekt untersuchen wir, wie die Existenz eines designierten Freiwilligen (ein Entscheidungsträger mit niedrigeren Kosten zu kooperieren) Verhalten beeinflusst.Teilprojekt 3 (Kooperation mit großen Gruppen und im Feld): Dieses Projekt wird uns Aufschluss darüber geben, ob Gruppengrößenunsicherheit auch in großen Gruppen und in einem online Feld-Experiment einen Einfluss hat.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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