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Karl Philipp Moritz, Sämtliche Werke. Kritische und kommentierte Ausgabe, Bd. 4/2: Götterlehre und andere mythologische Schriften

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2017 bis 2018
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 392406240
 
Noch vor dem „Allgemeinen deutschen Briefsteller“ (zuerst 1793) ist die „Götterlehre“ (1791), die bis 1861 dreizehn weitere Auflagen und einige Übersetzungen erfuhr, das erfolgreichste Werk von Karl Philipp Moritz. Mit diesem Buch beginnt eine Neubewertung der antiken Mythologie. Trotzdem sind Wissensvoraussetzungen und Arbeitsweise des Verfassers bislang nur in Grenzen bekannt. Den „Mythologischen Almanach für Damen“ (1792) und Moritz’ Anteile an dem postum erschienenen, ebenfalls mehrfach wiederaufgelegten und übersetzten „Mythologischen Wörterbuch zum Gebrauch für Schulen“ (1794) hat die Forschung übersehen. Aus der „Götterlehre“ sprechen Vielstimmigkeit und Widersprüchlichkeit antiker Überlieferungen ebenso wie die breite, komplex verästelte und dicht vernetzte Rezeptionsgeschichte in der Neuzeit. Moritz’ unmittelbares Bezugsfeld sind die Präsenz der Mythen im Wissenshaushalt des 18. Jahrhunderts und die Widerstände gegen ihre Integration in die aufgeklärte Ideenwelt. Der Stellenkommentar zum Bd. 4 der KMA trägt in seinem Umfang diesen Bedingungen Rechnung. Erstmals ist umfassend dokumentiert, welche Quellen Moritz konsultiert hat und wie er in mythenbezogenen Debatten Stellung bezieht. Vor allem für die Kapitel über Theogonie und olympische Götter hat Moritz antike Dichtungen ausgewertet und nicht selten quellennah paraphrasiert: die Homerischen Epen, Hesiods „Theogonie“, die Homerischen Hymnen, Kallimachos und eine Anzahl lateinischer Klassiker. Im Prinzip dieselbe Struktur besitzt der „Mythologische Almanach“, im Kern eine Collage aus Texten der „Götterlehre“. Während Moritz die antike Mythographie (Diodor, Apollodor, Hygin etc.) nicht berücksichtigt, greift er vielfach, auch in den meisten der von ihm verfassten Artikel des „Mythologischen Wörterbuchs“, zur eher mythenkritisch gestimmten Überblicksliteratur des 18. Jahrhunderts. Der Überblickskommentar zur „Götterlehre“ zeigt, dass Moritz die distanzierte Haltung der mythologischen Aufklärungsliteratur gegenüber der griechischen Götter- und Heldenwelt und die weiterführenden Ansätze von Christian Gottlob Heyne voraussetzt, um sie durch die Idee der Mythologie als Poesie abzulösen. Letztere erlaubt es ihm, sich von antiquarischen Interessen abzuwenden, die Mythologie als eigenständiges Wissensgebiet zu behandeln, die „Götterlehre“ mit der eigenen ästhetischen Theorie zu verbinden und sie für psychologische Interessen zu öffnen, wie er sie im „Magazin zur Erfahrungsseelenkunde“ entwickelt hatte. Vor allem Autoren der Romantik nahmen die Anregungen der „Götterlehre“ auf und führten sie fort. Die edierten Texte sind um Entstehungs- und Rezeptionszeugnisse ergänzt, unter ihnen die Vorrede zu einer unpublizierten französischen Übersetzung der „Götterlehre“ aus dem beginnenden 19. Jahrhundert. Im Abbildungsteil umfasst die Ausgabe außer den Titelblättern alle Kupferstiche aus der „Götterlehre“ und dem „Mythologischen Almanach“, über deren Herkunft die Stellenerläuterungen Auskunft geben.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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