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Dialektiken des Abenteuers in der Frühen Neuzeit: Ariosto und Cervantes
Antragsteller
Professor Dr. Martin von Koppenfels
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung
Förderung seit 2018
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 317336461
Das Teilprojekt zielt auf eine parallele Lektüre von Ariostos Orlando furioso (1516/32) und Cervantes’ Don Quijote (1605/15) und widmet sich damit zwei Texten, die wichtige Bindeglieder zwischen mittelalterlicher aventure und modernem Roman bilden und deren narrative Paradoxien in reflektierter Form an die Moderne weiterreichen. Beide Autoren, so die These des Projekts, spalten das Abenteuer-Schema in mehrere, einander widerstreitende Varianten des Abenteuerlichen auf. Dieses Verfahren lässt sich als ein Prozess der Polarisierung beschreiben, der bestimmte Aspekte des Abenteuers ins Extrem treibt und gegeneinander ausspielt. Das Abenteuer wird dadurch einer narrativ realisierten Analyse unterzogen und zum Ausgangspunkt reflexiver Erzählverfahren. Als Konkretisierung der bisherigen Fragestellungen soll das Teilprojekt in der zweiten Förderphase insbesondere das spannungsvolle Verhältnis von Abenteuer und Gewalt untersuchen. Dies umfasst sowohl spezifisch abenteuerliche Gewaltdarstellungen als auch Darstellungen, die bereits Züge traumatischer Verarbeitung zeigen und damit den Rahmen des Abenteuerlichen sprengen, diesen dadurch aber auch von außen her bestimmen. Die Polarisierung des Abenteuers führt Ariosto und Cervantes zugleich an dessen Grenzen, also an den Punkt, wo das Abenteuer in andere Erzählmuster und Gattungsschemata übergeht oder auf realgeschichtliche Erfahrungen trifft, die jenseits abenteuerlicher Erzählbarkeit liegen. Diese Konstellation bildet die Basis des Projekts. Darauf aufbauend wird innerhalb von zwei Fokusbereichen das Spannungsverhältnis zwischen dem Abenteuer und seinen jeweiligen Gegenpolen untersucht. Der Antragsteller konzentriert sich auf das Verhältnis von 'Binnenerzählung' und 'Binnenmeer' bei Cervantes. Als perspektivierender Hintergrund dient dabei ein Korpus faktualer Berichte und autobiographischer Zeugnisse aus dem Kontext des mediterranen Seekriegs um 1600, das in das intertextuelle Gefüge des Quijote eingegangen ist und dort mit unterschiedlichen Traditionen des abenteuerlichen Erzählens interferiert. Der Mitarbeiter untersucht das Verhältnis von Abenteuer und Verwundung im Orlando furioso und im Don Quijote. Dabei soll eine Erzähltheorie der Abenteuer-Wunde entstehen, die nachzeichnet, wie Ariosto und Cervantes die merkwürdige 'Spurlosigkeit' abenteuerlicher Gewalt parodistisch aufgreifen, sie aber auch an und über ihre Grenzen hinaustreiben.
DFG-Verfahren
Forschungsgruppen
Teilprojekt zu
FOR 2568:
Philologie des Abenteuers