Einfluss der Kreislaufstabilisierung mit kristalloiden und kolloidalen Lösungen auf die zerebrale Perfusion und Integrität im Großtiermodell des hämorrhagischen Schocks
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das hier dargestellte Projekt beschäftigte sich mit den pathophysiologischen Einflussfaktoren während der Behandlung des hämorrhagischen Schocks. Es wurde verdeutlicht, dass durch eine adäquate kolloidale oder kristalloide Flüssigkeitstherapie eine signifikante Stabilisierung der Hämodynamik erreicht werden kann. Trotzdem lässt eine adäquaten Makrozirkulation nicht automatisch Rückschlüsse auf eine suffiziente Mikrozirkulation zu. Dies birgt die Gefahr, den Behandler in eine trügerische Sicherheit zu wiegen, da die komplexe Situation unterschätzt wird. Die Analysen in dieser Arbeit zeigte, dass bei inadäquater Therapie eine Beeinträchtigung der zerebralen Integrität nicht ausgeschlossen werden kann. In diesem Zusammenhang konnten Hinweise gefunden werden, dass bei der frühen Versorgung von Patienten im hämorrhagischen Schock kristalloide Lösungen bevorzugt eingesetzt werden sollten, da die Applikation der hier untersuchten kolloidalen Lösungen, ein nicht zu unterschätzendes Risiko in sich trägt. Die Ergebnisse legen dar, dass der ausgeprägte Volumeneffekt der kolloidalen Lösungen eine unkontrollierbare Hämodilution zur Folge hat, welche eine Sauerstoffunterversorgung und damit eine zerebrale Zellschädigung trotz gesteigerter zerebraler Perfusion nach sich ziehen kann. Hinzu kommt, dass nach Verwendung von Gelatine-Polysuccinat eine gesteigerte zerebrale Inflammation gemessen werden kann und insbesondere Hydroxyethylstärke die Hämostase beeinträchtigt. Diese Ergebnisse waren primär nicht zu erwarten und verdeutlichen anschaulich die Komplexität der untersuchten Problematik. Die Erkenntnisse dieser Arbeit zeigten auf, dass die Suche nach einem optimalen Volumenersatzstoff noch lange nicht abgeschlossen ist, da auch durch die Gabe von kristalloiden Lösungen keine zufriedenstellenden Ergebnisse erzielt werden. Dies macht weitere Studien nötig, welche auch einen Einschluss von Bluttransfusionen ins Studienprotokoll nötig erscheinen lassen. Dies würde die hier verwendeten Studien um ein entscheidendes Behandlungsspektrum erweitern. Auch sind die Einflüsse von weiteren Interventionsmöglichkeiten, wie zum Beispiel die Anwendung verschiedener Vasopressoren oder anderer Substanzen zur Volumensubstitution bei Weitem nicht vollständig untersucht. Durch die Erkenntnisse, welche in dieser Arbeit aufgezeigt werden, kann ein direkter Einfluss unter kritischer methodologischer Wertung auf die Patientenversorgung genommen werden. Diese regen zu neuen Denkansätzen an, welche durch weitere Studien untersucht werden müssen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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Effect of gelatin-polysuccinat on cerebral oxygenation and microcirculation in a porcine haemorrhagic shock model. Scand J Trauma Resusc Emerg Med. 2018; 26(1):15
Ziebart A., Möllmann C., Garcia-Bardon A., Kamuf J., Schäfer M., Thomas R., Hartmann E.K.
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Standardized Hemorrhagic Shock Induction Guided by Cerebral Oximetry and Extended Hemodynamic Monitoring in Pigs. J Vis Exp. 2019 May 21;(147)
Ziebart A., Kamuf J., Ruemmler R., Rissel R., Gosling M., Garcia-Bardon A., Hartmann E.K.
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Fluid resuscitation-related coagulation impairment in a porcine hemorrhagic shock model. PeerJ. 2020 Feb 10;8:e8399
Ziebart A., Ruemmler R., Moellmann C., Kamuf J., Garcia-Bardon A., Thal S., Hartmann E.K.
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Effect of fluid resuscitation on cerebral integrity: A prospective randomised porcine study of haemorrhagic shock. Eur J Anaesthesiol. 2021 Jan 4
Ziebart A., Möllmann C., Garcia-Bardon A., Kamuf J., Schäfer M., Thomas R., Hartmann E.K.