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Nomadenstaatbildung und Urbanisierung an der nördlichen Seidenstraße: Die frühmittelalterliche Stadt Dzhankent (Aral-See-Gebiet, Kasachstan)

Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung von 2017 bis 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 389351859
 
Dieses Kooperationsprojekt in einem Entwicklungsland soll den Prozess der frühmittelalterlichen Urbanisierung im Bereich der nördlichen Seidenstarsse im Kontext von Steppenstaatbildung und Fernhandel untersuchen. Im Fokus steht die Stadtwüstung Dzhankent (Kasachstan), die in arabischen Schriftquellen des 10.-12. Jahrhunderts as Zentralort des Steppenreiches der Oguz erscheint. Kernfragen sind die Datierung der Stadtgründung bzw. ihrer Vorgängersiedlung, der Stadtplan und seine funktionalen Bestandteile, die Zusammensetzung, Struktur und wechselnden Witschaftsweisen der Bevölkerung sowie die Gründe für den Niedergang der Stadt. Diese Fragen sollen mit einem interdisziplinären geoarchäologischen Ansatz angegangen werden, einschließlich Prospektion, Ausgrabung und ökologische Studien innerhalb und unmittelbar außerhalb der Stadtmauern. Das Projekt ist vielversprechend und innovativ, weil es neue Methoden in die frühmittelalterliche Stadtforschung West-Kasachstans einbringt und erstmals zentralasiatische und west- sowie osteuropäische Theorien und Debatten zur Urbanisierung dieser Periode verbinden wird. Die Bedeutung des Ortes Dzhankent liegt im historischen und landschaftlichen Kontext: der Herausbildung des Oguz-Steppenstaates im 9./10. Jahrhundert und seiner offenbar gleichzeitigen Urbanisierung, wobei die wichtigsten Städte im riesigen Flussdelta des Syr-Darja lagen. Einer der Anstöße zur Stadtentwicklung an dieser Stelle dürfte Handel (auch mit Sklaven und Vieh) in Nord-Süd-Richtung gewesen sein. Die Rolle choresmischer Händler zeigt sich dabei in Keramik, Wohnbauten und Stadtanlage von Dzhankent. Das Projekt erhält durch seine Lage eine ökologische Relevanz, weil es auch zur Erforschung der Desertifizierung der Aral-See-Region beträgt. Ökologische Teile unseres Forschungsplans sind die Datierung von Altarmen im Flussdelta bei Dzhankent sowie naturwissenschaftliche Analysen von Bodenproben, Tierknochen und Fischresten aus den geplanten Grabungen. Unser Projekt wird also sowohl sozioökonomische wie ökologische Faktoren im Urbanisierungsprozess östlich des Aral-Sees berücksichtigen. Die Interpretation der Ergebnisse soll auf dem Hintergrund zentralasiatischer und europäischer Diskussionen über städtische Anfänge und Funktionen innerhalb der frühmittelalterlichen Staatenbildung erfolgen; bisher waren diese Diskussionen ohne Verbindung zueinander. Das geplante Projekt wird geleitet von einem Archäologenteam deutscher und kasachischer Institutionen, mit einander ergänzender Sachkenntnis und Erfahrung und mit der Unterstützung von vertraglich eingebundenen Wissenschaftlern aus Deutschland, Großbritannien und Russland sowie eines internationalen beratenden Komitees.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Kasachstan
ausländischer Mitantragsteller Dr. Azilkhan Tazhekeev
 
 

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