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Imperia extraordinaria - Die außerordentlichen Imperien in der römischen Republik
Antragsteller
Professor Dr. Karl-Joachim Hölkeskamp
Fachliche Zuordnung
Alte Geschichte
Förderung
Förderung von 2007 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 38908897
Die römische Republik hatte die Jahresbeschränkung und Kollegialität der Ämter als strikt eingehaltene Sicherungsprinzipien gegen das Übermächtigwerden der Imperiumsträger entwickelt. Dennoch häuften sich im 1. Jh. v. Chr. die Zuweisungen von militärischen Befehlsgewalten (imperia extraordinaria) über mehrere Provinzen und für mehrere Jahre an einzelne Amtlose (bes. Pompeius), die somit außerhalb jeglicher ordentlichen Magistratur standen. Erstmals soll eine quellengestützte Definition von imperia extraordinaria gewonnen werden; ihr zentrales Kriterium ist die Umgehung der üblichen Verlosung der Aufgabengebiete unter den Amtskollegen. Deshalb sind - anders als bisher geschehen - die außerordentlichen Imperien strikt von der Verlängerung (Prorogation) ordentlicher Imperien zu unterscheiden. Sämtliche 70 Fälle gemäß dieser Definition bis 43 v. Chr. sollen erstmals zusammengestellt und analysiert werden. Das Projekt will die weitverbreitete, jedoch unzureichende monokausale Erklärung, welche die außenpolitischen Erfordernisse des rasant gewachsenen Römerreiches für die dramatische Zunahme der außerordentlichen Imperien im 1. Jh. v. Chr. verantwortlich macht, durch einen breiteren Ansatz ersetzen, der auf diesen Problemkomplex erstmals die tiefgreifenden Wandlungsprozesse in der politischen Kultur Roms seit der Mitte des 2. Jhs. anwendet, so die schwindende Attraktivität von Provinzstatthalterschaften, die Verschiebung der Karrieremuster der meisten nobiles von militärischer zu politisch-forensischer Auszeichnung und die Professionalisierung einiger weniger Militärs. Die außerordentlichen Imperien sollen nicht mehr als „Betriebsunfall“ der römischen Verfassungsgeschichte, sondern als Symptom einer allgemeinen gesellschaftlichen Krise verstanden und als Konsequenz der Fehlentwicklung dargestellt werden, dass die politische Klasse ein zentrales Feld ihrer Herrschaftskompetenz wenigen Spezialisten überließ.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen