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Zeitkognition und Aufmerksamkeit

Subject Area General, Cognitive and Mathematical Psychology
Term from 2007 to 2016
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 38253138
 
Final Report Year 2016

Final Report Abstract

Mit dem Oddballeffekt bezeichnet man normalerweise das Phänomen, dass die Dauer von seltenen Reizen im Vergleich zu häufigen Reizen überschätzt wird. Ursprünglich wurde dieser Effekt damit erklärt, dass seltene Reize besonders viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen und somit ihre mentale Präsenz verlängert ist. Innerhalb dieses Projekts konnte gezeigt werden, dass im Gegensatz zur ursprünglichen Erklärung diverse Faktoren zum Auftreten des zeitlichen Oddballeffekts beitragen und der Effekt weit weniger stabil ist als bislang angenommen. So tritt der Effekt nicht oder nur noch verringert auf, wenn nicht bloß die seltenen sondern auch die häufigen Reize hinsichtlich ihrer Dauer beurteilt bewertet werden. Zudem scheint der Oddballeffekt eher auf einer verkürzten mentalen Präsenz häufiger Reize als auf einer verlängerten Präsenz seltener Reize zu beruhen, wie unsere Experimente zur Reizwiederholung demonstrieren. Auch Erwartungseffekte scheinen sich auf die wahrgenommene Dauer auswirken zu können. Allerdings sprechen unsere Befunde dafür, dass Erwartung nicht zu einer kürzeren, sondern zu einer verlängerten wahrgenommenen Dauer führt. Es ist daher vorstellbar, dass sich der Oddballeffekt aufgrund gegenläufiger Wirkungen von Reizhäufigkeit und Reizerwartung oftmals nicht manifestiert. Insgesamt halten wir es daher für wahrscheinlich, dass der Oddballeffekt nicht allein durch die Seltenheit von Reizen verursacht wird, sondern vielfältige Faktoren zu diesem Effekt beitragen. Somit kann dieses Phänomen vermutlich nicht mit einem einzigen Mechanismus erklärt werden, sondern es scheinen sowohl reizgetriebene als konzeptuelle Verarbeitungsprozesse an diesem Effekt beteiligt zu sein. Ein Ziel zukünftiger Forschungsarbeiten zur Dauerwahrnehmung sollte es sein, die dabei beteiligten Mechanismen zu identifizieren, um diesen Effekt und damit die Zeitkognition besser zu verstehen.

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