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Korsett oder Machtressource? Die Medienöffentlichkeit in politisch-ökonomischen Verhandlungen

Antragsteller Professor Dr. Oliver Quiring, seit 10/2018
Fachliche Zuordnung Publizistik und Kommunikationswissenschaft
Förderung Förderung von 2017 bis 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 378742364
 
Zentrale Fragen von gesamtgesellschaftlicher Relevanz werden in demokratischen Gesellschaften häufig über Verhandlungen zwischen institutionellen Akteuren geregelt. Obwohl im Rahmen der Medialisierungsthese ein zunehmender Einfluss der Medien in allen Gesellschaftsteilen postuliert wird, stellt die theoretische Konzeption und empirische Befundlage zu medieninduzierten Einflüssen in solchen Verhandlungskontexten ein zentrales Desiderat bisheriger Forschung dar. Vielmehr wird angenommen, dass politische und wirtschaftliche Aushandlungsprozesse aufgrund ihrer Nichtöffentlichkeit durch die Rationalitäten des entsprechenden Systems (politische oder ökonomische Logik) geprägt sind. Dagegen spricht jedoch die Tatsache, dass Verhandlungen nicht in einem luftleeren Raum ohne jeglichen Bezug zur Medienöffentlichkeit stattfinden. Diese stellt vielmehr einen zu berücksichtigenden Handlungskontext dar. Fraglich bleibt entsprechend, inwiefern Medien sowohl das öffentlichkeitsbezogene Darstellungshandeln als auch das nicht-öffentliche taktische Handeln im Verhandlungskontext beeinflussen. Üben die Massenmedien einen Zwang zur Anpassung an ihre Medienlogik aus oder nutzen die Verhandlungsakteure die Medienöffentlichkeit instrumentell und gezielt als Machtressource im Verhandlungskontext?Ziel des Forschungsvorhabens wird es sein, ein integriertes Modell medialisierter Verhandlungen theoretisch zu konzipieren und empirisch zu validieren. Dabei werden folgende Erweiterungen zum bestehenden Forschungsstand angestrebt: Erstens wird der einseitige Fokus bisheriger Forschung auf öffentlichkeitsbezogenes Darstellungshandeln um die Perspektive der Herstellung von Entscheidungen im nichtöffentlichen Verhandlungskontext ergänzt. Zweitens werden die psychologischen Mechanismen (Kognitionen und Emotionen der verhandelnden Akteure) modelliert, die medieninduzierte Effekte auf das Handeln kanalisieren. Vor diesem Hintergrund wird es möglich, medieninduzierte Effekte drittens aus Perspektive der handelnden Akteure zu betrachten und deren (Dys)Funktionalität für das angestrebte Verhandlungsziel differenziert zu identifizieren: Erfolgt ein medieninduziertes Handeln aus der empfundenen Notwendigkeit zur Anpassung an die Medienlogik oder wird die Medienöffentlichkeit vielmehr gezielt und instrumentell bedient, um spezifische Verhandlungsziele zu erreichen? Schließlich werden medieninduzierte Effekte auf Verhandlungsakteure vor dem Hintergrund des organisationalen Rahmens (Mesoebene) von institutionellen Akteuren analysiert. Zu diesem Zweck wird ein prototypischer Bereich von Verhandlungen (Tarifkonflikte) in den Blick genommen wird. In Tarifverhandlungen finden sich sowohl Merkmale politischen (politische Logik) als auch unternehmerisch-privatwirtschaftlichen (ökonomische Logik) Agierens, sodass Erkenntnisse zu medieninduzierten Effekten auf politische und ökonomische Verhandlungskontexte im Allgemeinen erzielt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Ehemaliger Antragsteller Dr. Mathias Weber, bis 9/2018
 
 

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