The subject clitics of Chipaya: A pragmatic approach
Final Report Abstract
Die ursprünglich für das Projekt aufgestellte Hypothese postulierte einen Zusammenhang zwischen dem Gebrauch der Enklitika und dem Grad der Aktivierung und der Identifizierbarkeit des Subjektreferenten, wobei sich der Grad der Aktivierung und die Identifizierbarkeit eines Subjektreferenten aus der jeweiligen Kodierung erkennen lassen. Das heißt, auf einen inaktiven oder semi-aktiven, aber identifizierbaren Subjektreferent wird mittels einer lexikalischen Nominalphrase bzw. eines Subjektpronomens sowie eines Enklitikons verwiesen; ist der Subjektreferent aktiv (und identifizierbar), erfolgt der Verweis im Falle einer dritten Person als Subjekt über ein Pronomen und einem Enklitikon, bei einer ersten oder zweiten Person als Subjekt wird das entsprechende Pronomen ausgelassen und auf den Subjektreferenten nur noch mittels des Enklitikons verwiesen. Diese Hypothese konnte im Verlaufe des Projektes nicht bestätigt werden. Auch eine Interpretation der Chipaya Enklitika als Fokusmarker im informationsstrukturellen Sinne ist nicht haltbar, da die Enklitika in ihrem Auftreten im Text zu unregelmäßig sind, um als informationsstrukturelle Fokusmarker analysiert zu werden. Eine erneute Analyse der Daten ergab schließlich, dass die Enklitika als Salienzmarker zu bewerten sind, die an hypotaktischen und parataktischen Übergängen im Diskurs auftreten, wo sie salience shifts markieren; damit tragen sie zur Diskurskohärenz bei. Zur Analyse der Enklitika wurden 10 Chipaya-Texte aus dem DobeS-Korpus untersucht, die drei verschiedene Genres abdecken (traditionelle Erzählung, deskriptive Texte und (semi-)spontane Dialoge) und von sechs Sprechern unterschiedlichen Alters und Geschlechtes stammen. Die analysierten Texte sowie weitere Aufnahmen des DobeS-Projektes im ELAN-Format sind online sichtbar.