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Risikowahrnehmung und Framing bei finanziellen Entscheidungen der Auszahlungsphase

Antragsteller Professor Dr. Sven Nolte
Fachliche Zuordnung Accounting und Finance
Förderung Förderung von 2017 bis 2019
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 364999955
 
Altersvorsorgeentscheidungen gehören aufgrund ihrer erheblichen finanziellen Konsequenzen zu den wichtigsten Entscheidungen privater Haushalte. In den letzten Jahren wurde, nicht zuletzt aufgrund demographischer Entwicklungen, diesen Haushalten vermehrt Eigenverantwortlichkeit für ihre Altersvorsorge übertragen. Die Komplexität der im Vorsorgekontext zu treffenden Entscheidungen stellt aber viele Menschen vor Probleme und hat dazu geführt, dass verhaltenswissenschaftliche Forschung in diesem Feld an Bedeutung gewonnen hat. Der Großteil dieser Forschung beschäftigt sich mit der Ansparphase. Weit weniger untersucht, obwohl in Anbetracht der alternden Bevölkerung hochrelevant, ist die Auszahlungsphase, also die Zeit nach Ende des Erwerbslebens. Auch hier stehen Haushalte vor schwierigen Entscheidungen und müssen sich mit ungewohnten Risikoarten auseinandersetzen. Im Zentrum dieses Forschungsprojekts stehen zwei Risikoarten: das Inflationsrisiko und das Langlebigkeitsrisiko. Das Inflationsrisiko ist während der Auszahlungsphase von besonderer Bedeutung, da der Entwertung des Geldes kein Gegenwert in Form von Humankapital mehr gegenübersteht. Das Langlebigkeitsrisiko beschreibt die Gefahr, so lange zu leben, dass das angesparte Vermögen aufgezehrt ist und kein Einkommen mehr zur Verfügung steht. Private Rentenversicherungen bieten zwar eine effektive Absicherung gegen dieses Risiko, werden in der Praxis aber viel seltener abgeschlossen als es die klassische ökonomische Theorie vorhersagen würde. Aktuelle Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass dieses als annuity puzzle bekannte Phänomen eine verhaltenswissenschaftliche Erklärung besitzt, die auf einem speziellen Framing der Entscheidungssituation basiert. Haushalte nehmen Rentenversicherungen nicht als Absicherungsprodukt, sondern als Wette auf die Länge des eigenen Lebens wahr. Mit einer Rentenversicherung wird dann ein zusätzliches Risiko eingegangen, nämlich das Risiko, weniger als den investierten Betrag zurück zu erhalten. In diesem Entscheidungsumfeld spielen Ambiguitäts- und Verlustaversion eine wichtige Rolle. Beide Phänomene wurden bereits in der Entscheidungsliteratur intensiv untersucht, jedoch ist wenig darüber bekannt, wie sie in der speziellen dynamischen Situation der Auszahlungsphase wirken. Hier bezieht sich die Ambiguität nicht wie sonst üblich auf die Unsicherheit bzgl. der Höhe der Rückflüsse, sondern auf die Unsicherheit bzgl. der Lebensdauer und somit die Dauer der Rückflüsse. Das Ziel des Forschungsvorhabens ist es, durch verhaltenswissenschaftliche, experimentelle Forschung systematische Fehler und Verzerrungen bei Entscheidungen in der Auszahlungsphase aufzudecken, besser zu verstehen und zu erklären. Dabei sollen vor allem die Auswirkungen von Ambiguitäts- und Verlustaversion vor dem Hintergrund des Framings analysiert werden. Dazu werden neben der klassischen Rentenversicherung spezifische Produkteigenschaften wie Inflationsschutz und Nominalgarantien untersucht.
DFG-Verfahren Forschungsstipendien
Internationaler Bezug USA
 
 

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