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Konstruktion und Repräsentation des Göttlichen durch rituelle Kommunikation und materielle Zeichen in Griechenland und Rom

Subject Area Ancient History
Term from 2007 to 2009
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 35040574
 
Dass neben Menschen eine Klasse unsterblicher, mächtiger, beobachtender und gegebenenfalls auch eingreifender Akteure existiert, gehörte zu den Grundelementen der Weltbilder antiker Gesellschaften. Wurde dieser „Glaube“ einfach mit Hilfe von Götterstatuen und Kulten materialisiert? Das Projekt möchte die geläufige Perspektive umdrehen und auf der Ebene kultischer Pragmatik eine Kommunikation untersuchen, die vor einer doppelten Aufgabe steht: Sie muss ihr Gegenüber selbst erst schaffen und zugleich diesen Konstruktionscharakter verdecken, d.h. als Re-Präsentation behandeln. Aus der Perspektive der antiken Akteure ist daher durchaus zu fragen, mit welchen rituellen und Repräsentationsstrategien die Götter zu „kontrollieren“ sind und wie man sich ihnen nähern kann. Zugleich ist aber aus der Perspektive des wissenschaftlichen „Beobachters“ auch die Frage zu stellen, wie die Andersartigkeit, die Fremdheit der Götter konstruiert wird, wie die göttlichen Mächte als „Göttliches“ homogenisiert und zugleich als Vielzahl von „Göttern“ differenziert werden. Das Göttliche wird in den antiken Gesellschaften Griechenlands und Roms in mannigfaltiger Form durch verschiedene Medien der Kommunikation konstruiert: a) Rituale, b) Erzählungen (Mythen, Berichte zu Heilungswundern oder Epiphanien), c) Attribute, d) Kultepiklesen, e) philosophische Diskurse oder f) hieroi logoi in Mysterienreligionen. Vor allem aber wird „Gott“ als diskursive Opposition zu „Mensch“ verstanden und entsprechend konstruiert: Unsterblichkeit vs. Sterblichkeit, Macht vs. Machtlosigkeit etc. Ziel des Vorhabens ist eine Rekonstruktion antiken Kultes als einer Kommunikationsstrategie sowie antiker Gottesvorstellungen als damit verbundener Theorie. Mit dieser Doppelperspektive wird eine methodisch sinnvolle Möglichkeit eröffnet, sich einer konsequenten Historisierung der üblicherweise als statisch betrachteten zentralen Elemente von Ritual und theologischem Diskurs in polytheistischen Religionen zu nähern.
DFG Programme Research Grants
 
 

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